An der Nase herumgeführt - Millionen in der Rücklage

09. November 2017

Von der Bürgermeisterin wurde Ende letzten Jahres im Rahmen der Haushaltsberatung behauptet, dass Gauting in einigen Jahren das Geld ausgehen werde. Es wurde sogar ernsthaft lang und breit diskutiert, ob man dem Bosco nicht den Zuschuss um 3.000 Euro kürzen solle. Während Herr Vilgertshofer (CSU-Gemeinderat) hoffte, mit den Kürzungen bei den Vereinen gezielt auf deren Arbeit Einfluss nehmen zu können, wollten andere allen Ernstes die Gemeindekasse damit retten. Die Überschrift in der Zeitung lautete dementsprechend: „Gauting geht ans Eingemachte!“

Sechs Monate später war dann zur Überraschung vieler plötzlich zu lesen, dass die Gemeinde ganz nebenbei der Kreissparkasse ihr Stockdorfer Gebäude samt Umbau für 3,2 Mio. Euro abkaufen wird. Auf Nachfragen des Journalisten musste die Kämmerin zur großen Verblüffung der Öffentlichkeit bekennen, dass sie auf einer Rücklage von 11 Mio. Euro sitzt. Zwischendurch baute die Gemeinde noch für über 600.000 Euro extra ein Haus für die Tafel, das im Wesentlichen nur als Lagerhalle genutzt wird.

Bei der letzten Beratung im Gemeinderat wurde ein drittes Gewerbegebiet beschlossen. Auch diesmal wurde seine Notwendigkeit wieder mit der Finanzierung u.a. von Kindergärten begründet. Tatsache ist: Gauting konnte im Juni 153 Kinder nicht in einer Betreuung unterbringen. 34 Kinder wegen fehlendem Personal und 50 Kindergartenkinder und eine Hortgruppe, weil der Bau des neuen Horts vom BRK noch nicht fertig ist. Es muss also für rund 40 Kinder noch eine bauliche Lösung gefunden werden. Deswegen nun für drei Gewerbegebiete insgesamt 82 Hektar Landschafts- und Wasserschutzgebiete platt zu machen?! Diese Gebiete werden Tausende von Menschen anziehen, für die erst noch Wohnungen und weitere Kindergartenplätze zu bauen sind und die mit ihren Autos die Staus auf der Bahnhofstraße noch verlängern werden. Man fragt sich, warum angesichts der Millionen in der Rücklage für die wenigen Kinder nicht umgehend eine Containerlösung eingesetzt wird!

Völlig grotesk wurde es dann, als die Verwaltung trotz der wieder beklagten Finanznöte ohne mit der Wimper zu zucken den Vorschlag machte, ein Konzept für den Umbau des Schwimmbades zu erstellen. Geschätzte Kosten: über 6 Mio. Euro. Begründung: Ersparnis bei den Reparaturkosten. Man gab in den letzten zwei Jahren jeweils 200.000 Euro aus. Nur, Reparaturen werden immer anfallen und nicht jedes Jahre müssen große Pumpen ausgetauscht werden. Statt 6 Mio. Euro auf einmal auszugeben kann man auch 30 Jahre lang reparieren! – Und der Gemeinderat stimmte auch noch zu.

Die Aussagen zur Finanzlage der Gemeinde entpuppen sich immer mehr als reine Zweckbehauptungen, die mit den Fakten wenig zu tun haben. Manche nennen das Taktik, andere Manipulation, auf jeden Fall werden Gemeinderat und Öffentlichkeit von der CSU-Bürgermeisterin an der Nase herumgeführt. Verstehen kann man das nur, wenn man erkennt, dass die CSU aus der Gartengemeinde Gauting eine Stadt machen will. Die großstädtischen Bauten unten am Hauptplatz und an der Bahnhofstraße sind der Anfang. Die drei neuen Gewerbegebiete sind der nächste Schritt, 82 Hektar mitten im Bannwald, Landschafts- und Wasserschutzgebiet. Hier werden Tausende von Menschen angezogen, für die erst noch Wohnungen zu bauen sind und die mit ihren Autos die Staus auf der Bahnhofstraße noch verlängern werden. Am Ende wird die Gemeinde mehr Einwohner haben, noch mehr Verkehr und die Bürgermeisterin zur Oberbürgermeisterin befördert worden sein und immer noch klagen, zu wenig Geld zu haben. Wer hat dabei gewonnen? Nicht die 20.000, die hier schon leben und bei der Zersiedelung ihrer Naturschutzgebiete zusehen und sich später mit unlösbaren Verkehrsproblemen herumschlagen müssen. Eine sehr bedauerliche Entwicklung. Vom Reiz unserer Umgebung wird wenig übrigbleiben.

Eberhard Brucker

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