Aus einem Parkplatz einen Fahrradparkplatz machen?

01. Juli 2022

Die Grünen hatten im Verkehrsausschuss den Antrag gestellt, an der gerade neu gebauten oberen Bahnhofstraße einen der Parkplätze für Radfahrer zu reservieren und entsprechend umzubauen.

Der Ausschuss lehnte diesen Antrag ab und beauftragte stattdessen die Verwaltung, kostengünstige Vorschläge zu sammeln und aus ihnen einen Vorschlag zu machen.

Die Grünen wollten mit ihrem Antrag "die Erhöhung der Kundenfrequenz in der Ladenzeile an der oberen Bahnhofstraße durch bessere Erreichbarkeit für Radfahrende und Steigerung der Sichtbarkeit der Geschäfte für zu Fuß gehende mittels straßenseitiger Fahrrad-Abstellmöglichkeiten, im Einklang mit unseren städtebaulichen Zielen nach mehr Aufenthaltsqualität und Verkehrsverlagerung auf den Umweltverbund" erreichen. Die Grünen wurden von den Händlern unterstützt. Eine Unterschriftenliste lag dem Antrag bei.

Die Debatte:

Florian Egginger/CSU bekannte, Bauchschmerzen mit diesem Antrag zu haben. Die Bahnhofstraße sei nach langer Umbauzeit gerade fertiggeworden und ausgerechnet jetzt solle sie wieder umgebaut werden. Es gebe Abstellmöglichkeiten für Fahrräder. Man sollte erst einmal abwarten, wie sich die gegenwärtige Lösung bewähre.

Axel Höpner/MfG-Piraten war überrascht, wie wenig die Parkplätze genutzt werden. Fahrräder müssten angeschlossen werden können. Der Bedarf sei da.

Annette Derksen/Grüne unterstützte im Namen des Arbeitskreises "Mobilität" diesen Antrag.

Eberhard Brucker/SPD: Die 20 Parkplätze seien in aller Regel nie alle belegt. Es gebe also genügend Parkplätze für Autos und Fahrräder, so dass die Reservierung eines Parkplatzes nur für Radfahrer auch nicht die Kundenfrequenz in den Geschäften erhöhen könne. Zwischen dem Umbau eines Parkplatzes und dem Umsatz der Geschäfte bestehe also kein Zusammenhang. Und nachdem jetzt alles erst fertig geworden sei, sollte man nach kostengünstigen Lösungen schauen, bevor man wieder mit der Buddelei anfange. In der Vergangenheit wurden die Fahrräder entlang der Geschäfte abgestellt und es hat niemanden gestört. Jetzt sei der Bürgersteig breiter, so dass es erst recht niemanden störe. Man könnte Fahrradständer aufstellen, an die man die Räder auch anketten könne. Das würde nur ein paar Hundert Euro kosten.

Höpner widersprach. Fahrräder dürften nicht auf Parkplätzen abgestellt werden.

Stephanie Pahl/MiFü verwies auf Händler, die weiter weg seien und die für den Erhalt des Parkplatzes einträten. Die Parkplätze seien unterschiedlich lang. Vielleicht könnte man sie etwas kürzen und so aus 3 Parkplätzen 4 machen.

Richard Eck/UBG fand den Antrag nicht gut. Fahrräder müssten entgegen des Vorschlages für den Fall, dass sie umfallen, immer quer zur Straße stehen. Man könnte sie entlang der Hauswände hinstellen. Fahrradständer könnte man auch aufstellen.

CSU-Bürgermeisterin Dr. Kössinger hielt das Ganze für einen Fall für den Steuerzahlerbund. Es sei eine reine Verschwendung. Ständer könnte man aufstellen. Die Fläche hierfür sei ausreichend, denn man habe extra den Gehweg breiter gemacht. Die von den Grünen vorgeschlagenen Haushaltsmittel seien vergeben. Sie müssten zuerst die Finanzierung sicherstellen.

Höpner: Man müsste berücksichtigen, dass wir einen Boom beim Radfahren hätten und es noch mehr werden würden.

Dr. Kössinger: Alte Leute bräuchten häufig das Auto, da sie nicht mehr so mobil seien. Vor kurzem habe gerade einer dieser Händler noch mehr Parkplätze gefordert.

Dr. Matthias Ilg/Grüne: Die Geschäftsleute fänden den Vorschlag gut.

Egginger: Es gebe günstigere Lösungen.

Eck: Man sollte sich Alternativen ansehen. Man könnte Ständer aufstellen, wo wenig Passanten seien.

Franz Jaquet/CSU: Der Antrag sei verfrüht, da man nach Abschluss der Bauarbeiten noch zu wenige Erfahrungen sammeln konnte. Die Geschäftsleute können sich immer viel vorstellen, aber genauso morgen alles auch wieder andersherum.

Heinrich Moser/Grüne: Ihr Antrag sei im Einklang mit den städtebaulichen Zielen, weniger Autos und mehr Fahrräder.

Dr. Kössinger: Man sollte erst einmal 1 Jahr abwarten und Erfahrungen sammeln. Warum werde der Vorschlag erst jetzt gemacht, da alles gerade fertig geworden sei?

Dr. Ilg machte den Vorschlag, die Ideen von Eck und Pahl zusammen mit ihrer Finanzierung zu prüfen.

Abstimmung:
Die Verwaltung wurde mehrheitlich beauftragt, Ideen für eine kostengünstige Lösung zu sammeln und daraus einen Vorschlag zu machen.

dafür:
CSU: Jaquet, Klinger, Dr. Kössinger
FDP: Wechtl
Grüne: Dr. Ilg, Knape, Moser
MfG-Piraten: Höpner
MiFü: Pahl
SPD: Brucker
UBG: Eck

dagegen:
CSU: Egginger, Elsnitz

Da kein Zusammenhang zwischen einem zu bauenden Parkplatz für Radfahrer und einem Anstieg der Kundenzahl in den Geschäften besteht, würde sich mit einem Bau der Umsatz der Händler auch nicht erhöhen. Und die Parkplätze sind auch keine Autoparkplätze. Sie sind schlicht nur Parkplätze, die selbstverständlich auch Lastenradfahrern zur Verfügung stehen. Solange kein Schild daneben steht, auf dem eindeutig darauf hingewiesen wird, dass die Parkplätze nur für Autos sind, solange können Fahrräder auch darauf abgestellt werden, siehe hierzu.

Die Grünen wollen mit ihrem Antrag die Autos zugunsten der Fahrräder zurückdrängen. Nur in diesem Fall wird niemand zurückgedrängt, da reichlich Platz für beide da ist. Es würde keine Verkehrsverlagerung stattfinden. Und für dieses vergebliche Bemühen noch Tausende ausgeben?

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