Bürgerinitiative "Kein Baurecht im Biotop" übergibt 1000 Unterschriften an Bürgermeisterin Dr. Kössinger

27. Juli 2023

Die Bürgerinitiative "Kein Baurecht im Biotop am Würmufer in Stockdorf" hat in den letzten Wochen 1056 Unterschriften gesammelt, davon allein 736 in Stockdorf und sie gestern Bürgermeisterin Dr. Kössinger und dem Gemeinderat im Rathaus übergeben. 1056 Mitbürgerinnen und Mitbürger aus ganz Gauting fordern den Erhalt des Biotops an der Würm.

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Bernd Krönert und Hannelore Krumbholz mit Bürgermeisterin Dr. Kössinger

Die Vertreter der Bürgerinitiative, Hannelore Krumbholz und Bernd Krönert gaben folgende Erklärung ab:

Bürgerinitiative "Gegen ein geplantes Baurecht im Biotop, westliches Würmufer Stockdorf" stößt auf große Zustimmung: Viele wollen keine Bebauung der Würm-Aue! Mitten in Stockdorf entlang des Westufers der Würm quaken die Frösche, sind Eisvögel zu sehen und nachts die Fledermäuse unterwegs. Wir haben hier den "Lebensraum einer Lebensgemeinschaft wild lebender Tiere und Pflanzen - ein Biotop" (Bundesnaturschutzgesetz § 7 Abs. 2 Nr. 4).

Die Eigentümer, die Santini GmbH (Erben von Stanz-Schmidt), wollen dieses Westufer bebauen. In 4-geschossigen Häusern sollen Wohnungen mit 120 bis 240 m2 auf 2300 m2 Geschossfläche entstehen. Jede Wohnung bekäme einen Autostellplatz auf diesem schmalen Gelände entlang der Würm.

Das Gelände ist heute amtlich als Wald eingestuft. Es gibt dort kein Baurecht. Wenn der Gemeinderat neu Baurecht schafft, dann wäre das heute ökologisch sehr wertvolle, aber wirtschaftlich völlig wertlose Gelände plötzlich Millionen Euro wert.

Der lauschige Blick auf die Würm und die nur 5 Gehminuten zum S-Bahnhof würden dann das Gelände damit wertvoll machen. Auf der gegenüberliegenden Seite (östliches Würmufer) besteht auf dem Firmengelände von Stanz-Schmidt bereits ein riesiges Baurecht. Dort wird gleichzeitig auch eine Neubebauung geplant. Die Bebauung des Westufers wäre auch nicht ortsverträglich. Es soll 4-geschossig gebaut werden, während direkt daneben an der Wetterstein- und Bennostraße nur 2- geschossig von der Gemeinde erlaubt wurde. Die einen würden auf die anderen herabsehen. ln Gauting wurde schon der Bau von Häusern abgelehnt, nur weil sie 10 cm höher werden sollten als die Nachbarhäuser. Und jetzt gleich 6 Meter höher? Gibt es nicht die Regelung, dass eine Neubebauung dem Umfeld anzupassen ist? Es soll nahe am Würm-Ufer gebaut werden, obwohl wir in Bayern erst vor 2 Jahren eine Flutkatastrophe mit Schäden in Höhe vieler hundert Millionen Euro hatten. Flussauen und Häuser standen unter Wasser. Die Hausversicherer klagen, dass in Überschwemmungsgebieten zu viel gebaut wird. In Gauting hat das Wasserwirtschaftsamt wegen Überflutungsgefahr schon eine weitere Bebauung im Bereich des Reßbaches in Unterbrunn verboten. ln der Würm-Aue in Stockdorf soll alles anders sein?

Weil vom Eigentümer als Vorbereitung für sein neu zu schaffendes Baurecht bereits sehr großflächig Bäume und Unterholz widerrechtlich gefällt und abgeräumt wurden, veränderte sich das Kleinklima in Stockdorf.

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Ellen Hacker, Bund Naturschutz / 2. Vorsitzende Ortsgruppe Gauting mit Bürgermeisterin Dr. Kössinger

Andere Kommunen versuchen, soviel Grün wie nur möglich zu erhalten oder sogar neu zu schaffen, bei uns dagegen gibt es dies bereits seit Jahrzehnten mitten im Ortszentrum. Was ist Gautings Beitrag gegen die Klimakrise? Sicher nicht diese anachronistische Planung!

Bürgermeisterin Dr. Kössinger befürwortet das Projekt. Es sei ein "Deal" für die Gemeinde: Die Gemeinde gebe Baurecht und dafür erlauben die Erben, dass die Stockdorfer künftig am Westufer spazieren gehen dürfen. Aber nicht die Erteilung von Baurecht, sondern die Aufforstung mit dem Ziel einer Wiederherstellung des ursprünglichen Waldzustands wäre die richtige Konsequenz.

Ein "Deal" ist gar nicht nötig, denn ein Wald darf immer betreten werden, so das bayerische Waldgesetz. Zu Unrecht haben die Eigentümer von Stanz-Schmidt das Gelände schon seit vielen Jahren eingezäunt und abgesperrt.

Die Eigentümer bieten einen öffentlichen Uferweg als Naherholung an - rechts die Würm, links die 12 Meter hoch aufragenden 4-geschossigen Häuser? Wäre das ein Naturerlebnis? Sollte ihnen die Naherholung ihrer Mitbürger tatsächlich wichtig sein, so bräuchten sie nur ihre unrechtmäßige Absperrung des Geländes aufzumachen. Das ginge schnell und kostet nichts. Dann wäre eine Naherholung tatsächlich möglich und das sofort!

Warum sollte die Gemeinde das Biotop zu Bauland machen? Wer hat etwas davon, wenn das Biotop mit seinem Wildwuchs an Tieren und Pflanzen zerstört wird? Es sollte für uns und die nachfolgenden Generationen erhalten bleiben!

Die Santini GmbH hatte als Ergebnis ihrer Umfrage unter den Besuchern des Sommerfestes und des Info-Marktes eine angeblich große Zustimmung ausgemacht. Diese rührte aber sicher zum großen Teil von der Begeisterung her, dieses einmalige Naturgrundstück zum ersten Mal betreten zu dürfen. Über die Konsequenzen einer Bebauung dort wurde nur unzureichend informiert, ebenfalls darüber, dass dort bislang kein Baurecht besteht. Nach Kenntnis der tatsächlichen Gegebenheiten sind Hunderte Mitbürgerinnen und Mitbürger, Bund Naturschutz, Grünzug-Netzwerk Würmtal, Bürgerforum Gauting, SPD und Grüne jedoch strikt dagegen, dass der Gemeinderat dort Baurecht schafft und haben die Bürgerinitiative vehement durch ihre Unterschrift unterstützt. Die gesammelten über 1000 Unterschriften übergeben wir Frau Bürgermeisterin Dr. Kössinger und dem Gemeinderat.

Für die Bürgerinitiative:

Hannelore Krumbholz
Stockdorf, Bahnstr. 23
Tel: 857 3533, Mail: lore@lore-krumbholz.de

Dipl.- Ing. Architekt Bernd Krönert
Stockdorf, Wettersteinstr. 7
Tel: 857 3755, Mail: b-h-kroenert@gmx.de

Dipl.- Ing. Werner Lorenz
Stockdorf, Wettersteinstr. 3
Tel: 857 1745, Mail: wemer.lorenz49@gmx.de

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