Das Rote Kreuz ist mit seiner Kinderbetreuung in Gauting in einer schweren Krise. Die Erzieherinnen laufen ihm davon. Dem Kindergarten "Regenbogen" in Unterbrunn drohte die Schließung, da die gesamte Belegschaft geschlossen zum 1. April gekündigt hat. Man habe jetzt aber neues Personal gefunden.
Die Vertreterin der Elterninitiative des "Regenbogens" verwies in der Bürgerfragestunde eindringlich auf die entstehende Notlage und fragte nach der Unterstützung durch die Gemeinde. CSU-Bürgermeisterin Dr. Kössinger entgegnete, solange die vertraglichen Verpflichtungen eingehalten würden, solange könne die Gemeinde nichts tun.
Der Gemeinderat verlangte einhellig den Erhalt des Kindergartens. MfG-Piraten, MiFü und SPD forderten das Rote Kreuz auf, den Kindergarten abzugeben. Ein anderer Träger kann ihn dann betreiben. Eine private Initiative mit Personal hat sich schon beworben.
Jan Lang/Kreisgeschäftsführer Rotes Kreuz Starnberg hielt eine lange Eröffnungsrede. Er verwies auf große Schwierigkeiten bei der Personalsuche. Es gebe zu wenige Erzieherinnen und die Großraumzulage, die andere Kommunen bezahlten, nicht aber Gauting, erschwere die Suche. Man sei mit der Regierung im Gespräch, um Quereinsteigern und ausländischen Arbeitskräften den Einstieg zu erleichtern. Und man wolle eine Ausbildungsakadmie gründen. Als großer Träger habe man den Vorteil, im Notfall Personal aus anderen Kindergärten einsetzen zu können.
Axel Höpner/MfG-Piraten berichtete von der wichtigen integrativen Bedeutung des Kindergartens für Unterbrunn. Das Rote Kreuz (BRK) solle ihn an einen anderen Träger abgeben. Das BRK könne dann sein neues Personal in anderen Kitas einsetzen und dort mehr Kinder aufnehmen.
Lang: Er verstehe die Sorgen. Auch dem BRK liege sehr an einer Weiterführung, denn es betreibe die Kita schon seit 50 Jahren. Er sei skeptisch, was eine schnelle Lösung angehe. Man habe bislang die gesetzlichen Vorschriften einhalten können, indem man Personal von außerhalb eingesetzt habe. Die Abgabe der Kita in Unterbrunn sei überlegenswert, das gehe aber nicht schnell. Man wolle nicht davonlaufen. Die Lösungsmöglichkeiten der Gemeinde und auch der überörtlichen Träger seien begrenzt. Eine Lösung sehe er in der Zulage und er setze auf seine Gespräche mit der Landesregierung.
Stephanie Pahl/MiFü (Erzieherin von Beruf): Die Antworten seien ihr zu allgemein. Es gehe konkret um die Kita "Regenbogen". Die Lösung ist da, denn ein anderer Träger biete sich an. Die Eltern seien über viele Wochen bis gestern im Ungewissen gehalten worden. Erst dann sei ihnen mitgeteilt worden, dass die Kita nicht am 31. März geschlossen werde, denn es würden nun 1 Vollzeit-, 1 Teilzeitkraft und eine Auszubildende aushilfsweise eingesetzt. Sie fragte nach der Qualifikation und der Dauer dieser Aushilfe.
Dr. Kössinger: Die Gemeinde dürfe den Kindergarten nicht einfach an einen Träger vergeben. Er müsse zuerst ausgeschrieben werden, um auch anderen Trägern die Möglichkeit zu geben, sich zu bewerben.
Frau Hildebrand/BRK: Ihre Ausbildung entspreche den gesetzlichen Anforderungen. Die Aushilfen würden solange eingesetzt, bis eine neue Stammbelegschaft gefunden sei.
Eberhard Brucker/SPD: Den Schwierigkeiten aufgrund zu wenig Erzieherinnen und der Zulage seien alle Träger von Kinderbetreuungseinrichtungen ausgesetzt. Die Frage sei, wie sie damit fertig würden. Aus den Erhebungen der Gemeinde ergebe sich, dass die Betreuungsplätze der anderen Träger in Gauting in den Jahre von 2017-2021 trotz dieser Schwierigkeiten immer zu über 90% belegt gewesen seien. Dagegen sei die Auslastung des BRK kontinuierlich von 100% auf 63 % abgesunken. Hier
Ungeachtet dieser Schwierigkeiten werde Anfang nächsten Jahres an der Germinger Straße eine Kita eröffnet. Ein anderer Träger will in Gauting ein Haus kaufen, um in ihm eine Kita zu betreiben. Und es gebe eine Initiative, die auf der Suche nach Räumlichkeiten sei. Man könne also Personal finden. Die großen Personalprobleme des BRK seien demnach auf ein schwerwiegendes internes Führungsproblem zurückzuführen.
Vor einem Jahr habe man im Gemeinderat schon einmal eine solche Diskussion geführt. Er hätte in dieser Diskussion auf das interne Problem beim BRK hingewiesen und Langs Vertreter den Vorschlag gemacht, eine Mitarbeiterbefragung durchzuführen, um die Ursache der Kündigungen vieler Erzieherinnen beim BRK herauszufinden. Nachdem von ihr nichts zu hören sei, sei davon auszugehen, dass sie nicht durchgeführt worden sei. Es sei damals sogar ein Arbeitskreis gegründet worden. Aber auch der habe nicht zu einer Verbesserung geführt. Umgekehrt, die Lage beim BRK sei weiter eskaliert und habe jetzt mit der Kündigung gleich der ganzen Belegschaft in Unterbrunn zu einem neuen Krisenhöhepunkt geführt. Es drohte sogar die Schließung einer Kita.
Es gehe jetzt nicht um eine Ausbildungsakademie. Das sei eine wichtige Initiative, aber sie bringe erst in 5 und mehr Jahren eine Erleichterung. Jetzt gehe es um eine stabile Lösung für Unterbrunn. Eine Initiative sei bereit den Kindergarten zu übernehmen. Das BRK solle den Weg freimachen, damit die Gemeinde eine Ausschreibung in die Wege leiten könne, so dass ein anderer Träger ihn sicher weiterführen könne.
Von den bei der Sitzung anwesenden Eltern aus Unterbrunn kam großer Applaus. Sie wurden prompt von Dr. Kössinger ermahnt, sich aufs Zuhören zu beschränken.
Dr. Kössinger meinte, auch andere Gemeinden im Landkreis hätten Probleme. In Inning hätten wegen Personalmangels in einer Kita 2 Gruppen geschlossen werden müssen.
Lang: Er frage sich, woher die Betreuer kommen sollen, wenn ab 2026 die Ganztagsbetreuung für Schulkinder eingeführt werde. Das BRK setze auf eine eigene Ausbildungsakademie und wolle auch 30 Dienstwohnungen bauen. Am Geld liege sehr viel.
Maximilian Platzer/CSU: Die CSU erwarte eine dauerhafte und tragfähige Lösung für Unterbrunn, denn sonst müsse die Gemeinde die Lösung suchen.
Lang: Er könne keine Zusagen machen. Es gehe um die Großraumzulage. Man habe sich mit VERDI geeinigt, sie in 2 Schritten in den Tarifvertrag aufzunehmen. Ein gegenseitiges Abwerben des Personals sei beschissen.
Stefan Berchtold/MfG-Piraten zeigte sich erstaunt, dass Lang nun die Gemeinde wegen der nicht bezahlten Zulage für sein Problem in Unterbrunn verantwortlich mache. Er wollte von Lang wissen, ob dass BRK dabei sei, noch weitere Kindergärten zu übernehmen.
Lang: Er wolle die Gemeinde nicht verantwortlich machen. Das BRK plane keine weiteren Kitas.
Dr. Jürgen Sklarek/MiFü hielt die Initiative, die den "Regenbogen" übernehmen wolle, für eine tolle Idee.
Markus Deschler/FDP wollte wissen, ob das BRK noch weitere Probleme in anderen Kitas habe.
Lang: Man habe keine weiteren Probleme. Was die Auslastung der Kitas angehe, so werde immer mal wieder verschieden gerechnet: mal nach Kopfzahl, dann wieder nach gewichteter Kinderzahl. Es müsse berücksichtigt werden, dass Integrationskinder einen höheren Betreuungsaufwand erforderten.
Dr. Kössinger wiederholte, dass auch in Inning in einer Kita 2 Gruppen wegen Personalmangels hätten geschlossen werden müssen.
Brucker ging auf Langs Einwand gegen die genannte niedrige Belegung der BRK-Einrichtungen ein. Wenn er von einer 63 %igen Belegung spreche, so gebe sie wieder, wie viele der Betreuungsplätze laut Betriebserlaubnis belegt seien. Das schließe auch Integrationskinder ein, die mehrere Plätze beanspruchten. Die Zahl ergebe sich aus den Erhebungen der Rathausverwaltung. Ein Drittel der Einrichtungen des BRK stünde wegen fehlendem Personal leer. Die öffentliche Hand habe Millionen zum Bau dieser Einrichtungen beigetragen, so dass man erwarten könne, dass diese so geführt werden, dass sie auch genutzt werden können.
Brucker sprach Lang direkt an und appellierte an seine Verantwortung. Das BRK solle den Weg frei machen für neue Lösungen. Er solle die Kita in Unterbrunn abgeben. Das hätte 2 Vorteile: Zum einen hätten die Kinder zur Beruhigung ihrer Eltern wieder eine stabile Betreuung. Und zum anderen könnte das BRK das Aushilfspersonal in anderen Kitas einsetzen, so dass dort mehr Kinder untergebracht werden können.
Claudia Nothaft/Grüne erinnerte daran, dass ein häufiger Personalwechsel für die Kinder und ihre Entwicklung nicht gut sei. Es gehe die stabile Beziehung zu einer Bezugsperson verloren, die aber für ihre gute Entwicklung sehr wichtig sei.
Lang: Er könne keine Garantie abgeben, dass keine Personalwechsel mehr stattfinden werden. Man werde mit der Gemeinde darüber nachdenken. Man werde aber heute Abend keine Entscheidung fällen.
Das BRK ist mit seiner Kinderbetreuung in einer sich seit 5 Jahren immer weiter verschärfenden schweren Krise angekommen. Die Eltern mit ihren Kindern sind das Opfer einer verfehlten Personalführung, denn von vielen Kündigungen ist zu hören. Lang versuchte davon abzulenken, indem er auf die nicht bezahlte Zulage, zu wenig Erzieherinnen und sogar die künftige Ganztagsbetreuung hinwies. Sein Akademieprojekt ist zwar für die Zukunft sehr wichtig, hilft aber heute nicht. Und es hilft auch nicht, Lang endlich zu einer Änderung bei der Personalführung zu veranlassen. Lang ist in das Problem so verstrickt, dass er es allein nicht mehr lösen kann. Eine Mitarbeiterbefragung unter Anleitung eines externen Personalberaters könnte die Fronten beim BRK auflockern. Führung und Erzieherinnen könnten mit Hilfe des Beraters gemeinsam ein Arbeitsprogramm erarbeiten, um die Ursachen der häufigen Kündigungen abzustellen. Ein Vorgehen, das in der freien Wirtschaft erfolgreich angewendet wird.
Die Gemeinde hat dem BRK viel Zeit gegeben, um sein Problem zu lösen. Im letzten Jahr kam es dann zu einer ersten kritischen Diskussion mit Langs Vertreter, gestern nun zur 2. Debatte mit Lang selbst. Das BRK sollte umgehend die Kita in Unterbrunn abgeben. Die Gemeinde ist gefordert, politisch auf das BRK einzuwirken, damit der Wechsel stattfinden kann. Mit der Umsetzung der Aushilfe an andere unterausgelastete Einrichtungen des BRK könnten dort mehr Kinder untergebracht werden, was dringend nötig ist. Zur Erinnerung: Jedes 4. Kind in Gauting sucht vergeblich einen Betreuungsplatz.
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