Die Grünen und der Flächenfraß in Gauting

20. März 2024

Der Bauausschuss hat der Bebauung des Biotops am Westufer der Würm mitten in Stockdorf zugestimmt. Auch die Grünen. Stellt man ihre Zustimmung ihren Aussagen in den letzten Monaten gegenüber, dann zeigen sich gewaltige Widersprüche, die buchstäblich vom Nein zum Ja wechseln:

Heinz Moser/Fraktion:

  • "Wir sind nach anfänglichem Schwanken nun auch strikt gegen eine Bebauung des Westufers." (Auf der Gründungsveranstaltung der "Bürgerinitiative gegen ein geplantes Baurecht im Biotop" im "Bambus", 23.5.2023)

  • "Ich hoffe sehr, dass der laufende Architektenwettbewerb auch einen Entwurf bringt, bei der das westliche Würmufer mit dem geschützten Wald baufrei bleibt." (StaMerkur 1.6.2023)

Dr. Christina Tewes-Gradl/Ortsvorsitzende:

  • Sie bietet der Bürgerinitiative ihre Unterstützung an. (Mitteilung an Lore Krumbholz, 30.6.2023)

Heiko Braun/Ortsvorsitzender, Fraktion:

  • "Der Ortsverband der Gautinger Grünen lehnt die Bebauung des Westufers in Stockdorf ab. Das Areal ist als Wald ausgewiesen, es dient Insekten und Pflanzen als Rückzugsort. Für diese Fläche gibt es kein Baurecht! In der Klimakrise gilt es, die grüne Lunge im Ortskern von Stockdorf für die Bürger*innen zu erhalten. Ein Architekturwettbewerb, der neun Architekturentwürfe beinhaltet, aber dabei keinen Entwurf vorsieht, der ohne die Bebauung vom Westufer auskommt, gibt schon am Ende des Tages vor, wie dort in Zukunft gebaut werden soll." (Bei der Übergabe der Unterschriften gegen eine Bebauung an CSU-Bürgermeisterin Dr. Kössinger, 27.7.2023)

Dr. Christina Tewes-Gradl/Ortsvorsitzende:

  • "Ein Baurecht zu schaffen, liegt nicht im Interesse der Stockdorfer Bürger. In Zeiten zunehmender Unwetter und Hitzewellen schützt das unbebaute Areal an der Würm Stockdorf als Überschwemmungsgebiet und Grüne Lunge. Im Zusammenhang mit dem neuen Quartier könnte hier eine wertvolle Dorfmitte mit Erholungscharakter entstehen." (StaMerkur 4.8.2023)

Annette Derksen/Fraktionssprecherin:

  • "Unsere Haltung gegen eine Bebauung des Westens ist klar. Und dennoch werden wir darüber reden müssen." (Mitteilung an die SPD, 9.8.2023)

Anne Franke/bis 2023 Landtagsabgeordnete der Grünen aus Stockdorf:

  • Sie hat zusammen mit über 1000 Mitbürgern die Forderung, das Biotop zu erhalten, unterschrieben. Anschließend trat sie für seine Bebauung ein, denn das Biotop sei "gar nicht mehr da". (Mitgliederversammlung der Grünen, StaMerkur 12.1.2024)

Annette Derksen/Fraktionssprecherin und Jens Rindermann/Fraktion:

  • Sie sprechen sich für einen Kompromiss aus, d.h. auch für eine Bebauung des Biotops. (Mitgliederversammlung der Grünen, StaMerkur 12.1.2024)

Heiko Braun/Ortsvorsitzender, Fraktion:

  • "Es geht nicht um gar nichts oder Luxus. Als Grüner bin ich bereit zuzustimmen, da geförderter Wohnungsbau, die Kita sowie die Renaturierung der Würm und die Wege vorgesehen sind." (Bei der Abstimmung im Bauausschuss, 19.3.2024)

Brauns Begründung überrascht, denn was er jetzt aufzählt, hatten die Erben schon vor 2 Jahren angekündigt. Auch Braun war das bekannt. Und trotzdem hatte er die Bebauung des Biotops grundsätzlich abgelehnt. Was hat er nicht alles dafür aufgezählt: von den Insekten und Pflanzen über die Klimakrise bis hin zur grünen Lunge Stockdorfs. Warum gilt das alles plötzlich nicht mehr für ihn?

Wenn man für den Umweltschutz eintritt und gegen den Flächenfraß ist, dann sollte man bei sich und seiner Umgebung anfangen und es nicht dabei belassen, andere dafür verantwortlich zu machen. Änderungen sind immer möglich, nicht nur irgendwo, sondern auch hier bei uns. Das ist der Spielraum, den man nutzen könnte.

Unsere Gesellschaft leidet unter den viele Krisen. Die Bevölkerung sucht Lösungen und damit Alternativen. Da diese zu wenig sichtbar sind, trägt das zur allgemeinen Orientierungslosigkeit bei, von der die AfD profitiert. Und wenn eine Partei, die sich dem Umweltschutz verschrieben hat, die sich den Schutz von Landschaft und Artenvielfalt auf die Fahne geschrieben hat, die aber trotzdem dem Flächenfraß in Gauting zustimmt und damit nicht für ihre Forderungen einsteht, dann ist ihr Glaubwürdigkeitsverlust massiv.

An was sollen sich die Wähler halten, wenn nicht mehr das drin ist, was drauf steht? Unterscheiden sich Grüne und CSU nur noch darin, dass die einen das Fahrrad und die anderen das Auto bevorzugen?

Für Fragen, Hinweise und Meinungen Ihre E-Mail an: info@spd-gauting.de

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