Die Kolonie ist immer noch ein Wohnviertel mit ziemlich geschlossener Architektur. An den Rändern wird aber zunehmend sehr groß gebaut. Welche Entwicklung nimmt das? Was wird langfristig von dieser außergewöhnlichen Baukultur bleiben? Mit Bebauungsplänen kann die Gemeinde auf die Größe und Dichte der Bauvorhaben Einfluss nehmen. Sie kann bei dem sich weiter entwickelnden Ortsbild mitbestimmen.
Die SPD-Fraktion stellte den Antrag, auch zu den letzten Teilen der Kolonie Bebauungspläne zu erstellen, um dieser Entwicklung zu wehren. Der Antrag wurde im Bauausschuss abgelehnt.
Eberhard Brucker/SPD: Die Kolonie sei ein herausragendes architektonisches Beispiel für die Architektur der Jahrhundertwende. Die Qualität dieses Viertels ergebe sich nicht nur aus der Bauweise der Häuser, sondern auch aus ihrer unmittelbaren Umgebung. An den Rändern der Kolonie werden nun zunehmend große Häuserblocks gebaut, so an der Pippin-, Römer- und Unterbrunnerstraße. Einmal gebaut, geben sie die Berechtigung ab, in ihrer Nachbarschaft ebenfalls so groß bauen zu dürfen. Das groß Bauen fresse sich langsam in das Wohnviertel hinein und verändere es schleichend und grundlegend. Deswegen sollte auch für die letzten Teile der Kolonie Bebauungspläne erstellt werden, um dieser Entwicklung vorzubeugen. Der Rechtsanwalt der Gemeinde habe ausgeführt, dass dies sehr schwierig, aber nicht unmöglich sei.
Es gelte mit den Bebauungsplänen auch für diese Bereiche der Kolonie einen Standard zu erarbeiten. Die Häuser, die diesem Standard nicht entsprechen, für die gelte dann der Bestandsschutz. Bei der Beratung im September über den Bauantrag zu einer Garage in Stockdorf wurde dies deutlich. Der Bauherr bezog sich auf eine andere Garage, die aber lange vor der Erstellung des Bebauungsplanes gebaut worden war. Sie durfte deswegen nicht als Vergleichsmaßstab herangezogen werden. Der Bauantrag wurde abgelehnt. D.h. die vorhandenen Häuser müssen nicht schon dem Standard des Bebauungsplanes entsprechen; für sie gilt der Bestandsschutz. Der Bebauungsplan gilt für künftige Bauvorhaben.
Eva-Maria Klinger/CSU: Die Kolonie sei einmalig. Wir wollen sie alle erhalten. Aber aufgrund ihrer Vielfältigkeit sei das umso schwieriger. Sie warne davor, alles mit Bebauungsplänen abdecken zu wollen. Wer trage die Kosten? Man dürfe die Leistungsfähigkeit der Verwaltung nicht überziehen. Sie glaube nicht, dass das erreichbar sei.
CSU-Bürgermeisterin Dr. Kössinger: Man habe zu der Parkstraße einen Bebauungsplan erstellt, der aufgrund zweier gerichtlicher Klagen nicht mehr gelte. Man habe dann aufgegeben. Die Kolonie einfrieren zu wollen, sei eine Illusion.
Markus Deschler/FDP: Es sei schwierig, die Ziele für diese neuen Bebauungspläne zu formulieren. Die Ressourcen in der Verwaltung seien begrenzt.
Hans Wilhelm Knape/GRÜNE: Es müsste gelingen, einige Strukturen zu erhalten. Gebe es denn noch andere Möglichkeiten?
Vertreterin des Bauamtes: Der Bebaungsplan sei entscheidend. Man laufe Gefahr, Entschädigungszahlungen leisten zu müssen, wenn man Baurecht wegnehme oder löse zusätzliches Bauen aus, wenn zusätzliches Baurecht gegeben werde.
Knape: Das sei enttäuschend. Es werde verändert, was erhalten werden sollte. Man müsse den guten Willen austesten. Über Bürgerdialog?
Dr. Kössinger: Was ist das Ziel? Sollen dort nur noch Millionäre wohnen?
Richard Eck/UBG: Die umgebenden Häuser entscheiden, wie groß gebaut werden dürfe. Man habe früher nur die unmittelbaren Nachbarhäuser als Vergleichsmaßstab zu einem Bauantrag herangezogen. Das Kreisbauamt ziehe inzwischen aber den Kreis vergleichbarer Häuser sehr viel weiter, so dass zusätzlich große Häuser als Maßstab herangezogen werden und damit große Bauvorhaben vor Gericht leichter durchsetzbar sind.
Der Rechtswalt sagte, es sei sehr schwierig, aber nicht unmöglich. Nur weil man in der Vergangenheit bei dem einen oder anderen Bebauungsplan nicht erfolgreich war, muss das nicht heißen, dass so etwas unmöglich ist. Schließlich war es möglich, zu anderen Teilen der Kolonie Bebauungspläne aufzustellen. Und im Haushalt 2021 ist genügend Geld übriggeblieben, um diese Arbeiten bezahlen zu können, die in der Regel von externen Planungsbüros ausgeführt werden. Abgesehen davon musste das Bauamt in diesem Jahr ein Viertel weniger Bauanträge als im letzten Jahr bearbeiten. Die Enttäuschungen ließen resignieren. Man wartet nur noch ab, was auf Kolonie und Gemeinde zukommt, ohne selbst gestalten zu wollen.
Die anderen Fraktionen lehnten den SPD-Antrag ab.
Anwesend:
CSU: Egginger, Elsnitz, Jaquet, Klinger, Dr. Kössinger
FDP: Deschler
Grüne: Derksen, Knape, Dr. Reißfelder-Zessin
MfG-Piraten: -
MiFü: Ruhbaum
SPD: Brucker
UBG: Eck
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