Ein Baum vor dem Haus oder Photovoltaik auf dem Dach?

11. Mai 2022

Ein Hauseigentümer beantragte beim Bauausschuss die Fällung eines großen Baumes, der auf der Südseite seines Hauses steht. Er will eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach anbringen lassen und bot 3 Ersatzpflanzungen sowie die Übernahme von Baumpatenschaften im Gemeindegebiet an.

Dieser Baum ist bislang als schützenswert im Bebauungsplan vermerkt und darf nicht gefällt werden. Nach einer kontroversen Diskussion wurde der Antrag mehrheitlich abgelehnt. Man befürchtet, dass andere es nachmachen und so Gautings Ortsbild stark verändern würden.

Die Debatte:

CSU-Bürgermeisterin Dr. Kössinger schlug vor, den Antrag abzulehnen. Gautings grünes Ortsbild würde sich stark verändern. Aus städteplanerischer Sicht sei das nicht wünschenswert.

Eberhard Brucker/SPD: Die Gärten seien vor vielen Jahren nach eigener Vorliebe angelegt worden. Dabei habe so gut wie niemand daran gedacht, eines Tages eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach anbringen zu wollen. Wir leben in einer Zeit großer gesellschaftlicher Umbrüche. Von der Energiewende werde landauf, landab gesprochen. Sie sei vom Bund und den Ländern beschlossen. Diese Wende werde auch vor unseren Gärten nicht haltmachen. Denn sie wird nur gelingen, wenn auf möglichst vielen Dächern privater Wohnhäuser Photovoltaik-Anlagen angebracht würden. Gauting dürfe diesen Wandel mit seinen Erfordernissen nicht blockieren, indem es auf alten Bebauungsplänen beharre, die in einer anderen Zeit und unter ganz anderen Bedingungen zustande gekommen seien.

Franz Jaquet/CSU verwies auf das eingereichte Gutachten, das auch Schädigungen am Baum anführe.

Dr. Kössinger bezweifelte diese Aussage des Gutachtens. Große Bäume würden für eine bessere Luft und Kühlung sorgen. Wer aus München komme, könne das feststellen, auch, dass es in Gauting 1 Grad kühler sei. Bei Fällung der großen Bäume wäre die städtebauliche Veränderung erheblich.

Heinrich Moser/Grüne: Man könnte auch größere Bäume als Ersatz fordern.

Dr. Kössinger: Das müsste erst noch rechtlich geprüft werden.

Stefan Berchtold/MfG-Piraten: Man würde mit einer Genehmigung einen Prozess einleiten, den man aber nicht wolle.

Abstimmung: mit 3:10 abgelehnt

dafür:
CSU: Jaquet
SPD: Brucker
UBG: Eck

dagegen:
CSU: Egginger, Elsnitz, Klinger, Dr. Kössinger
FDP: Deschler
Grüne: Braun, Knape, Moser
MfG-Piraten: Berchtold
MiFü: Ruhbaum

Es werden weitere Anträge von anderen Eigentümern kommen. Der Klimawandel hat anderenorts bereits katastrophale Auswirkungen und sie nähern sich auch uns. Man kann nicht die Energiewende zum Schutz von Mensch und Natur fordern und gleichzeitig die Voraussetzung in Form von Photovoltaik-Anlagen nicht zulassen. Das grüne Gautinger Ortsbild ist allein schon aus klimatischen Gründen schützenswert, das ist unstrittig. Aber für das Grün ist es unerheblich, ob der Baum im Westen/Süden/Osten oder Westen/Norden/Osten steht.

Man wird nicht daran vorbeikommen, die Standorte der Bäume zu verlagern. Die neuen Standorte wären dann ebenfalls im Bebauungsplan zu hinterlegen, um so ihren Schutz zu gewährleisten. Und da nicht alle Hausbesitzer gleichzeitig eine Photovoltaik-Anlage einbauen wollen, wäre es ein gleitender Übergang im Aussehen der Gärten. Auf jeden Fall würde das neue Grün nachwachsen, wie das alte auch gewachsen ist. Man würde damit die Energiewende unterstützen und gleichzeitig Gautings Ortsbild erhalten.

Für Fragen, Hinweise und Meinungen Ihre E-Mail an: info@spd-gauting.de

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