Grenzenloses Wachstum für Gauting? So der Wunsch der CSU-Bürgermeisterin

07. Dezember 2020

Ein Strukturgutachten wurde von CSU-Bürgermeisterin Dr. Kössinger bei der Firma Bulwiengesa in Auftrag gegegeben und es bestätigt auch sogleich ihre Politik der letzten 6 Jahre. Morgen soll es vom Gemeinderat als Grundlage für die weitere Ortsentwicklung beschlossen werden. Gleich im ersten Satz wird es jetzt offen gesagt:

"Die Lage im Verdichtungsraum München führt zu einem hohen Siedlungsdruck mit nicht zu verhindernder Zuwanderung."

Von welcher Einwohner-Entwicklung geht Bulwiengesa aus und was wird Gauting empfohlen?

21.597 Einwohner Stand am 31.12.2019 - Rathausverwaltung.
21.600 Einwohner in 2034 - Prognose Landesamt für Statistik, Juli 2019
23.055 Einwohner in 2034 - max. Prognose "Raumordnerisches Entwicklungskonzept München Südwest" (ROEK), 2014
25.828 Einwohner in 2030 - Prognose Rathausverwaltung, 16.6.2020
22.500 Einwohner in 2034 - Prognose Bulwiengesa, 27.10.2020

Was folgt daraus?

  • Die Prognose des Landesamtes für 2034 wurde schon 2019 von der tatsächlichen Entwicklung eingeholt. Sie fällt so niedrig aus, weil sie auf einer Einwohnerzahl aufbaut, die schon 2017 um 1.000 Einwohner unter der Angabe der Gemeindeverwaltung liegt.

  • Die Prognose vom ROEK wird von Bulwiengesa nicht erwähnt, obwohl sich die CSU-Bürgermeisterin beim Thema "Verdichtetes Bauen" immer wieder darauf beruft.

  • Die Prognose der CSU-Bürgermeisterin schreibt die Entwicklung der letzten Jahre fort.

  • Bulwiengesa hat die Prognose des Landesamtes übernommen und korrigiert, indem die fehlenden 1.000 von 2017 zu dem Wert von 2018 hinzugefügt wurden. Anschließend wurde die jährliche Weiterentwicklung der Landesamtsprognose nahezu unverändert fortgesetzt, so dass man für 2034 noch 900 mehr als das Landesamt prognostiziert. Das ist ein typischer und für ein Beratungsbüro geradezu grober Anfängerfehler, denn die Ursache für die fehlenden 1.000 in 2017 setzt sich im Trend der Folgejahre fort, so dass ein viel grösserer Prognosefehler für 2034 zu korrigieren wäre. Nicht zufällig kommt Frau Dr. Kössinger auf 25.800.

Was empfiehlt Bulwiengesa?

  • Den Bau von Wohneinheiten entsprechend der eigenen Prognose, d.h. weitere 550 Häuser bzw. Wohnungen. - Gemäß der CSU-Bürgermeisterin Dr. Kössinger müssten für ihre zusätzlich prognostizierten 3.300 Einwohner noch weitere 1.650 Wohneinheiten gebaut werden.

  • Die Einrichtung von Gewerbegebieten, um die Steuereinnahmen zu verbessern.

Was folgt aus diesem Wachstum?

  • Es müssten 550 + 1.650 = 2.200 Wohneinheiten in Gauting gebaut werden. - Wo?

  • Der Ausbau von Kitas, Schulen und Straßen kostet mit Sicherheit viele 10 Millionen. Zur Orientierung: Der Bau nur 1 Kita-Gruppe kostet schon 1,1 Mio. Euro. Und die 2 Gautinger Verkehrsachsen "Ammersee-/Bahnhofstraße" und "Münchner/Starnberger Straße" werden auch nicht breiter.

  • Neue Gewerbegebiete bringen erst nach 10 und mehr Jahren Gewerbesteuer-Einnahmen. Wie soll der Ausbau, der viel früher nötig wird, finanziert werden? Soll der von der CSU seit Jahren verfolgte Ausverkauf des Vermögens der Gemeinde bis zum letzten Grundstück weiter betrieben werden?

Was schreibt Bulwiengesa in seinem "Strukturgutachten" über diese Folgeprobleme? - Nichts. Hier

  • Von einem Strukturgutachten erwartet man aber die Zusammenführung von Wohnen, Arbeiten und Einkaufen, Kinderbetreuung und Schulen, Verkehr und Gemeindehaushalt. Man erwartet eine Zusammenführung, die ihre gegenseitigen Abhängigkeiten im Hinblick auf ihre gewollte zukünftige Entwicklung erörtert.

Bulwiengesa: "Wanderungsgewinne sind nicht abzuwenden." D.h. es geht nicht um etwas von Gauting Gewolltes, sondern um etwas Erzwungenes. Gauting soll sich für den Münchner Wohnungsbau zur Verfügung stellen. So offen hat es noch niemand ausgesprochen. Und die CSU-Bürgermeisterin erwartet jetzt tatsächlich, dass der Gemeinderat dieses "Gutachten" als Grundlage für die weitere Politik in Gauting beschließt.

Nur, was hat Gauting davon? Münchens Wohnungsprobleme sind die Folge seiner ungebremsten Gewerbeansiedlungspolitik. München muss seine Probleme selber lösen.

  • Erst wird eine Prognose erstellt. Anschließend wird empfohlen, dass Gauting massiv Wohnungen und Gewerbegebiete bauen lässt, um sicherzustellen, dass sich die Prognose auch bewahrheitet. Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Gauting muss für sich entscheiden, was seine heutigen Bewohner brauchen und nicht das tun, was Staatsregierung, München und CSU von Gauting fordern.

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