In Stockdorf sind zwei Straßen nach Max Dingler und Ina Seidel benannt. Beide waren keine kleinen Mitläufer des Nationalsozialismus, beide waren überzeugte, aktive und weithin bekannte Nationalsozialisten. Max Dingler hat an Hitlers Putschversuch 1923, an dem Marsch auf die Feldherrnhalle in München teilgenommen. Und Ina Seidel war eine der bekanntesten Dichterinnen im Geiste des Nationalsozialismus und erfuhr hohe Ehrungen durch Hitler.
Wir unterstützen jedes Jahr die Gedenkveranstaltung anlässlich des Todesmarsches der KZ-Häftlinge von 1945 durch das Würmtal. Und gleichzeitig haben wir in Gauting 2 Straßen, benannt nach diesen erklärten Nationalsozialisten Dingler und Seidl.
Max Dingler hat mitgeholfen, die Weimarer Republik zu zerstören.
Und Ina Seidel hat begeisterte Lobeshymnen auf Adolf Hitler zu einer Zeit verfasst, als schon Hunderttausende von Nachbarn aus Deutschland hatten fliehen müssen, weil sie jüdischen Glaubens waren oder politisch Andersdenkende – unter ihnen viele Sozialdemokraten.
Die Fliehenden konnten oftmals nur ihr nacktes Leben retten und wurden häufig noch von einem Land zum anderen gejagt, weil keiner die Flüchtlinge haben wollte. Ein kärgliches und kümmerliches Leben hatten sie viele Jahre zu durchleiden. Viele sind dabei zugrunde gegangen.
Die Kristallnacht hatten alle in Deutschland mitbekommen und was KZs waren, das hatte sich auch herumgeschwiegen. Man wusste, dass dort Menschen gedemütigt, geschunden und gemordet wurden.
Aber trotz allem, trotz all dieser bekannten Verbrechen hat Ina Seidel Hymnen auf Adolf Hitler geschrieben und wurde dafür von ihm belohnt.
Wenn eine Straße nach jemandem benannt wird, dann will man diesen Menschen ehren und würdigen. Nur, was wollten wir mit Dingler und Seidel ehren und würdigen?
In Gauting haben jahrzehntelang zwei Widerstandskämpferinnen gelebt:
Sie hatten immer wieder jüdische Mitbürger bei sich versteckt. Sie hatten politisch Verfolgte verborgen gehalten und dabei viele Jahre ihr Leben aufs Spiel gesetzt. Es gibt also in Gauting ganz andere Beispiele von Menschen, die wirklich einer Ehrung würdig sind.
Statt dieser beiden belastete Autoren werden nun 2 bayerische Autoren vorgeschlagen:
Marieluise Fleißer aus Ingolstadt, deren Stücke im 3. Reich verboten waren.
Und Oskar Maria Graf, der mit seinem Buch „Das Leben meiner Mutter“, ihr und seinem Heimatdorf Berg – nicht weit von hier – ein einfühlsames Denkmal gesetzt hat. Auch Oskar Maria Graf zählte nicht zu den Tätern, sondern zu den Opfern des nationalsozialistischen Gewaltregimes. Auch seine Schriften wurden verboten, auch er musste ins Ausland fliehen.
Die SPD stimmt den Vorschlägen zur Umbenennung zu.
Eberhard Brucker
SPD Gauting
xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
Die Gemeinde wurden von einem auswärtigen Bürger auf diese Namensgebung aufmerksam gemacht. Dr. Carola Wenzel/SPD griff diesen unhaltbaren Zustand auf. In den Fraktionen verständigte man sich dann statt der beiden belasteten auf zwei bayerische Autoren für die beiden Straßen im Dichterviertel von Stockdorf.
Nach der von Brucker vorgetragenen Stellungnahme der SPD kam es zu einem kurzen Meinungsaustausch:
Eva-Maria Klinger/CSU-Fraktionssprecherin meinte, es gebe immer Vergangenheit, auf die man stolz und Vergangenheit, auf die man weniger stolz sei. Wir könnten die Vergangenheit nicht beurteilen.
Victoria Beyzer/FDP hielt Klinger den Antisemitismus und auch die Ausländerfeindlichkeit unserer Tage entgegen, die vielen Angst mache. Und es könne nicht das Ziel sein, in einer Straße zu leben, die nach bekannten Unterstützern des NS-Regimes benannt seien. Deswegen sei es wichtig, sich von diesen Fehlern zu distanzieren.
CSU: Ebner, Egginger, Elsnitz, Jaquet, Klinger, Kössinger, Dr. Kössinger, Platzer, Vilgertshofer
FDP: Beyzer, Deschler
GRÜNE: Derksen, Franke, Dr. Ilg, Knape, Köhler, Moser, Dr. Reißfelder-Zessin, Rindermann
MfG-Piraten: Berchtold, Höpner, McFadden
MiFü: Ruhbaum, Dr. Sklarek
SPD: Brucker, Dr. Wenzel
UBG: Eck
Für Fragen, Hinweise und Meinungen Ihre E-Mail an: info@spd-gauting.de