Schwarzmalerei oder Verdrängung der Folgen? Die geplanten Gewerbegebiete - Richtungswechsel

01. Februar 2020

CSU / UBG / FDP / MiFü wollen neue Gewerbegebiete mitten in der Landschaft, im Bannwald und Landschafts- und Wasserschutzgebiet. Im Unterbrunner Holz und Gautinger Feld bei Aklepios sollen sie gebaut werden. Man will mehr Gewerbesteuern einnehmen.

  • Über die Folgen schweigen sich die Befürworter bis heute aus. Den Kritikern, wie der Gautinger SPD, wird "Schwarzmalerei" vorgeworfen, so Gemeinderat Stefan Ebner / CSU am 28. Januar im Gemeinderat.

Im Unterbrunner Holz sollen bis zu 5.000 Beschäftigte arbeiten, so Frau Dr. Kössinger (StaM 21.9.18). Die Kritiker verweisen auf den Siedlungsdruck, den sie auslösen werden. Die Mieten würden stark steigen und der Verkehr massiv zunehmen. Ein notwendiger Ausbau der sozialen Infrastruktur von Kita, Hort und Schule, der Feuerwehr, aber auch der Straßen, würde sich anschließen. Viele zehn Millionen würde das kosten.

  • Stephan Ebner / CSU sieht da kein Problem, denn die meisten Firmen, die sich ansiedeln würden, kämen aus dem Landkreis Starnberg. Die Beschäftigten würden also gar nicht umziehen. Der Verkehr bliebe der gleiche.

In der gleichen Gemeinderatssitzung berichtete der Standortförderer von Gauting, Dr. Kühnel-Widmann, dass es Nachnutzer gebe, wenn ein Betrieb aus seinen Betriebsräumen ausziehe. Als die Firma Geissler in der Grubmühlerfeld Straße auszog, zogen die Firmen Dietl Feinmechanik und Ideal Maschinenbau ein, um sich zu vergrößern. Auch bei den Geschäften an der Bahnhof- und Starnberger Straße sei dies zu beobachten.

  • Stephan Ebner / CSU denkt also seine Planung nicht zu Ende, denn wenn ein Betrieb z.B. von der Kraillinger KIM ins Unterbrunner Holz umzieht, hinterlässt er leere Räume, in die die nächste Firma einziehen wird. Wir haben dann nicht einen Betrieb, sondern zwei im Landkreis und damit zusätzlich eine zweite Belegschaft. Auch der Verkehr nimmt dann dementsprechend zu.

Wer in Gauting 42 Hektar Gewerbefläche aus dem Boden stampfen will, der zieht zusätzliche Firmen mit zusätzlichen Beschäftigten und zusätzlichem Verkehr in unseren Landkreis. Aus den Erfahrungen anderer Kommunen, die diesen Weg gegangen sind, weiß man, dass die zusätzlichen Beschäftigten zuerst pendeln, später aber zunehmend in der Nähe ihrer neuen Arbeitsplätze wohnen wollen - mit ihren Familien.

Hinzukommt, dass jedes Jahr Mitarbeiter ihre Firma verlassen und durch neue ersetzt werden. Die Neuen kommen von irgendwoher und müssen häufig erst noch in die Nähe ihres neuen Arbeitsplatzes ziehen, weil die Wege für ein Pendeln zu weit sind.

  • Wenn Stephan Ebner / CSU von "Schwarzmalerei" spricht, dann verdrängt er in Wahrheit die Folgen seiner Ansiedlungspolitik. Er bleibt die Antwort auf die Frage schuldig: Wie werden die dadurch ausgelösten Probleme in Gauting bei Mieten, Kita, Hort, Schule, Feuerwehr und Straßenverkehr gelöst? Dabei werden diese massiven Probleme schon kurzfristig auftreten, die Gewerbesteuer aber erst langfristig, d.h. nach 10 und mehr Jahren fließen.

  • Zur Erinnerung: Die Besserverdienenden werden immer eine Wohnung finden, dabei aber die weniger gut Verdienenden verdrängen. Die heute schon hohen Mieten werden weiter steigen. Kita, Hort und Schule sind heute schon nahezu voll belegt. Die Gautinger Feuerwehr wäre zu weit weg, die Unterbrunner völlig überfordert. Sie müsste erst mit Millionen Euro für Feuerwehrgebäude und Fahrzeuge ausgebaut werden. Die heutige Mannschaft wäre viel zu klein, so dass der Einstieg in eine Berufsfeuerwehr anstünde. Ammersee- und Bahnhofstraße mit den Kreuzungen am Kriegerdenkmal und Hauptplatz können nicht beliebig zusätzlichen Verkehr aufnehmen. Beim Verkehr kommt auch der des neuen Wohnviertels bei AOA mit dem Supermarkt und der des neuen Supermarkts an der Bahnhofstraße hinzu. (Ein Gesamtverkehrskonzept liegt nach 6 Jahren CSU/UBG-Mehrheit im Gemeinderat leider immer noch nicht vor.)

Man darf Gauting nicht blauäugig in das Abenteuer eine solch massiven Gewerbeansiedlung stürzen, ohne vorher gründlich, sorfältig und öffentlich alle Folgen für die Gautinger überprüft und bewertet zu haben. Normalerweise ist eine solche Prüfung der erste Schritt, bevor man den Wasserschutz aufhebt und die Flächennutzungspläne ändert. Alles andere ist verantwortungslos!

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