Warum sind sehenswerte Häuser, wie das am Krapfberg, gefährdet?

06. September 2022

Der lange und letztlich erfolgreiche Kampf um den Erhalt des Hauses am Krapfberg und auch unseres Bahnhofs ist kein Einzelfall. Es ist das Ergebnis staatlicher Gleichgültigkeit gegenüber unserem kulturellen Erbe, das ohne den Beitrag der Architektur nicht vorstellbar ist. Erst kommt die Vernachlässigung, dann der Vandalismus und schließlich der Abriss. Diese Entwicklung ist die Folge einer Politik, die von der CSU-Staatsregierung seit Jahrzehnten geprägt wird.

Peter Haimerl, ein international gefeierter Professor für Architektur, stammt aus Viechtach. Mit seinem Projekt "Hauspaten" kämpft er seit Jahren für die Rettung historischer Wohnsubstanz in seiner alten Heimat, dem Bayerischen Wald. In dem Interview, das er der "Süddeutschen Zeitung" gab, spricht er die Ursache dieser unseligen Entwicklung sehr deutlich an:

  • "Als ich nach dem Studium in den Bayerischen Wald zurückgekommen bin, war zu sehen, wie massiv der Bestand vor allem auf dem Land vernichtet worden ist. Und noch schlimmer: Dass es überhaupt kein Bewusstsein dafür gab, die Qualität und den Wert der eigenen Baukultur hochzuhalten. Es ist schon seltsam: Die Heimatverbundenheit wurde und wird hochgehalten, aber der Wert der Architektur, eines der wichtigsten äußeren Zeichen dieser Heimat, schien dazu nicht zu gehören."

  • Auf die Frage, ob es nicht doch besser sei, das alte Gelump abzureißen, meinte Haimerl: "Eine sehr gängige Ansicht. Das ist halt einfach bequemer. Das Alte zu erhalten und zu transformieren, braucht mehr Engagement als irgendwelche Standardkisten zu bauen."

  • "Bayern hat einfach uneingeschränkt an die Segnungen der Moderne geglaubt. Und an die Verheißungen des dorfprägenden Tourismus und dessen angebliche Anforderungen. So entstanden Klischees ohne traditionelle Verwurzelung."

  • "Dazu kam die unbegrenzte Ausweisung von Bauland, von Verkehrsflächen, von Industriegebieten nach amerikanischem Vorbild - bei gleichzeitiger Aufgabe historischer Kontinuität und entsprechender Ideale."

Peter Haimerl: "Blaibach sollte überall sein", Interview, Süddeutsche Zeitung 3./4.9.2022

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