Redakteur Ufertinger des Starnberger Merkurs hatte SPD-Gemeinderat Eberhard Brucker anlässlich seines Rücktritts interviewt und darüber einen Artikel geschrieben (STA-Merkur 21.3.2023). Wegen dieses Artikels wurde Brucker bei seinem Abschied aus dem Gemeinderat am letzten Donnerstag von Stephan Ebner/CSU-Gemeinderat heftig kritisiert. Die Äußerung über ein zu geringes Engagement einzelner Gemeinderäte sei "ehrabschneidend".
In seinem Artikel hatte Ufertinger das Gespräch stark verkürzt wiedergegeben. Er hatte es so stark verkürzt, dass es sinnentstellend wurde und nicht mehr wiedergab, was Brucker ihm als Schwäche unserer Demokratie beschrieben hatte. Auf Ebners Kritik hin wiederholte Brucker, was er in dem Interview gesagte hatte:
"Zu Ihrer Kritik Herr Ebner und meinen Aussagen zur Schwäche unserer Demokratie. Es war ein längeres Gespräch mit dem Redakteur. Wir hatten eine ganze Reihe von Themen gestreift, dabei auch den Zustand unserer Demokratie, die ich als geschwächt ansehe. Man erkennt es daran, dass heutzutage viele Vereine große Mühe haben, ihre Vorstände zu besetzen. Und bei den Parteien sinken seit vielen Jahren die Mitgliederzahlen deutlich und das, obwohl unsere Gesellschaft über die Parteien organisiert wird. Eine, wie ich meine, ganz fatale Entwicklung.
Es ist meinem Eindruck nach der Alltag der Bevölkerung, der inzwischen so stark verdichtet ist, dass die, die als Berufstätige unsere Gesellschaft tragen, es zeitlich kaum noch schaffen, Familie, Beruf und ehrenamtliches Engagement unter einen Hut zu bringen. Es ist ein Problem auf der gesellschaftlichen Ebene und nicht eines auf der Ebene des Individuums. Man kann dies auch bei uns im Gemeinderat beobachten. Ein halbes Dutzend sind die Wortführer – die Fraktionssprecher – ein Dutzend, das sich mehr oder weniger jedes Mal zu Wort meldet und dann die Übrigen, die es sporadisch tun. Auch hier sind es die Berufstätigen, die diesen Schwierigkeiten besonders ausgesetzt sind."
Ich fuhr fort:
"Sie alle haben jetzt gemerkt, dass ich 2-3 Minuten gebraucht habe, um diesen Zusammenhang zu entwickeln. Eine Zeitung hat nicht so viel Platz, um das wiederzugeben. Es kommt also zwangsläufig zu einer Verkürzung. Ich bedaure sehr, dass es dabei in dem Artikel zu einer solchen Zuspitzung kam, die nicht mehr wiedergibt, was ich als Problem ansehe und auch nicht, wo ich die Lösung sehe. Mit moralischen Vorwürfen an den einzelnen löst man dieses gesellschaftliche Problem auf jeden Fall nicht."
Soweit meine Erläuterung zu dem Interview und was mit dem Artikel daraus gemacht wurde. Der Applaus zum Abschluss quer durch die Fraktionen zeigte, dass meine Erklärung angenommen worden war.
Ufertinger zitiert heute in einem Folgeartikel ausführlich Ebner mit seiner Kritik. Über das, was ich geantwortet hatte, verliert Ufertinger kein einziges Wort.
Zuerst spitzt Ufertinger meine sachliche Aussage über eine Schwäche unserer Demokratie sehr stark zu. Sie wird so sinnentstellend wiedergeben, dass sie Kritik auf der persönlichen Ebene provoziert. Und diese Art von Kritik wird von Ebner auch prompt geliefert und umgehend ausführlich veröffentlicht. Dabei erwähnt Uferinger aber mit keinem Wort meine anschließende Erklärung an Ebner und Gemeinderat, die sich wieder sachlich auf das angesprochene große Problem unserer Demokratie bezieht. Stattdessen wissen seine Leser nun, wo ich das Licht der Welt erblickt habe, was natürlich sehr viel bedeutsamer ist.
Jetzt von meiner Seite eine Erwiderung auf Ebner zu erwarten, wird sich nicht erfüllen. Mich an einem von Dritten inszenierten Wechselspiel gegenseitiger persönlicher Herabsetzungen zu beteiligen, davon halte ich nichts. Das wäre für uns ganz unergiebig, denn wir sind nicht an persönlichen Beschimpfungen interessiert, die nur dem Redakteur den Stoff für den nächsten Artikel samt entsprechender Schlagzeile verschafft, sondern an der Sache, was man in den vielen Artikeln auf unserer Internetseite nachlesen kann.
Eberhard Brucker
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