Gestern gab es die Podiumsdiskussion im Bosco zwischen den Gruppierungen von SPD, GRÜNE, CSU, FDP, MfG und MiFü: Bayern ist ein Kulturstaat, so steht es in der bayerischen Verassung. Was bedeutet das für Gauting am Beispiel unseres Bahnhofs?
Den Bahnhof erhalten, da waren sich alle einig. Ihn sanieren, da gingen die Meinungen weit auseinander. Die Vertreterinnen Roßberger / CSU und Klingan / UBG meinten, die Gemeinde habe kein Geld für eine Sanierung. Sie sollten mit der CSU-Bürgermeisterin Dr. Kössinger sprechen. Diese wies in der letzten Gemeinderatssitzung am 28. Januar darauf hin, dass die staatliche Städtebauförderung 90 % der Kosten übernehme. (StaM v. 30.1.2020)
Die Kosten werden auf 2 bis 2,5 Mio. Euro geschätzt, d.h. der Gautinger Anteil liegt bei 250.000 Euro. Im Dezember bekam die Gemeinde plötzlich 1,8 Mio. Euro an Schlüsselzuweisung vom Staat.
Geld ist also da. Man sollte anfangen - jetzt.
Der Gemeinderat hat seinen Beschluss zum Abriss unseres Bahnhofs aufgehoben. Sehr erfreulich! Jetzt geht es um die Sanierung. Nicht auf die lange Bank schieben, einfach anfangen.
Die Rathausverwaltung schlug gestern vor, den Bahnhof anstreichen zu lassen und dabei die teilweise freigelegte Klinkerfassade wieder zu verputzen. Man ging von 5.000 Euro aus, mit denen man aber nur die Seite zur Treppe hin etwas verschönern könnte. Jetzt will man zunächst Angebote einholen. Den Bahnhof komplett streichen zu lassen, wird sicherlich an die 20.000 Euro kosten, denn ein Gerüst bräuchte man auch.
Frau Klinger / CSU-Fraktionssprecherin unterstützte den Vorschlag des Anstreichens, denn die Sanierung würde sicherlich erst in 3, 4 oder gar 5 Jahren erfolgen. Für diese Zeit soll der Bahnhof besser aussehen. - Anschließend wird bei der Sanierung der Putz samt neuer Farbe abgeschlagen, um die Klinkerfassade wieder freizulegen.
Es ist ein gut gemeinter Vorschlag. Nur, wir haben jetzt schon so lange auf die Sanierung unseres Bahnhofes gewartet, dass es auf ein Jahr hin oder her auch nicht mehr darauf ankommt.
Man sollte das Geld nicht für Farbe, sondern für eine gute Planung unter Einbeziehung der Bürger*innen ausgeben. Man kann dieses Jahr für die Planung nutzen und dabei auch klären, wie der Übergang vom Bahnhofsgebäude zu den Parkplätzen für die S-Bahnfahrer nebendran gestaltet werden soll.
Und dann könnte man 2021 anfangen. Die Kosten werden bislang auf 2 bis 2,5 Mio. geschätzt. Die Sanierungskosten werden bis zu 90 % von der staatlichen Städtebauförderung übernommen, so die Bürgermeisterin. Den Rest von 200.000 bis 250.000 Euro kann Gauting finanzieren, denn die Gemeinde hat letztes Jahr vom Staat außerplanmässig eine Schlüsselzuweisung von 1,8 Mio. Euro bekommen. Gegebenenfalls kann man auch einen Kredit aufnehmen, da Gauting nur sehr niedrig verschuldet ist. Kredite bekommt man heutzutage fast zum Nulltarif, so dass man die Finanzierung auf jeden Fall sicherstellen kann.
In der Zwischenzeit wäre es überaus angenehm, wenn der Bahnhof samt seines Umfeldes und insbesondere die öffentlich zugänglichen Toiletten öfter gereinigt werden!
Endlich, der Gemeinderat hat seinen Beschluss, den Bahnhof abzureissen, gestern aufgehoben. Alle Gemeinderäte bis auf Herrn Eck / UBG stimmten für die Aufhebung. Auch Gemeinderat Meiler / BiG trat erneut für einen Abriss ein, stimmte dann aber überraschend doch der Aufhebung zu.
Man beschloss desweiteren, den Siegerentwurf Architektenwettbewerb zur Grundlage der weiteren Planungen zu machen:
Ein wichtiges Argument war die Finanzierung. Ein Abriss und Neubau wird staatlicherseits nicht gefördert, im Unterschied zu einer Sanierung, von deren Kosten die Städtebauförderung bis zu 90 % übernehmen werde, so die Bürgermeisterin.
In der Diskussion war man sich einig, dass der Entwurf "Beer-Bombé-Dellinger" noch weiter zu entwickeln sei, auch im Hinblick auf die Parklösung für die S-Bahnfahrer nebendran.
Dieser Entwurf sieht rechts und links zwei flache Anbauten an das Bahnhofsgebäude vor, ganz typisch für unsere Zeit. Dieser quaderförmige Baustil in Anlehnung an das Bauhaus dominiert den Bahnhofplatz jedoch immer mehr: erst das Kino, jetzt Sontowski und von den Neubauten anstelle von Post und Hotel Simon wird auch nichts anderes zu erwarten sein. Deshalb wäre es überlegenswert, die Anbauten wieder mit einem Giebeldach zu versehen. Der Bahnhof wäre dann weiterhin eine architektonische Einheit. Diese Architektur aus den alten Gautinger Tagen könnte sich dann zusammen mit der ehemaligen Post gegenüber (heute Rotes Kreuz) und dem VR-Gebäude aus einer etwas späteren Zeit gegenüber dieser zeitgenössischen Architektur gut behaupten. Mit dem 3. Entwurf aus dem Architekten-Wettbewerb liegt hierzu ein sehr schöner Vorschlag vor:
Man sieht, die große Veranstaltung der Gautinger SPD zum Erhalt des Bahnhofes: Verschwindet unser Bahnhof?, im März letzten Jahres hat sich gelohnt.
Eberhard Brucker
Die Entwürfe aus dem Architektenwettbewerb zum Bahnhof und seinem Umfeld, von der Ammerseeunterführung über S-Bahnfahrer-Parkplatz, Bahnhof und Vorplatz bis zum Postgelände, wurden am 16. Oktober im Rathaus vorgestellt. Die Ausstellung ist einen Monat lang zu sehen.
Der Einsatz für unseren Bahnhof hat sich gelohnt. Alle sechs Architekten haben sich für seinen Erhalt ausgesprochen und dementsprechend ihre Planungen rund um unseren Bahnhof aufgebaut. Die Bürgermeisterin wollte sich zwar nicht recht erinnern, wer sich schon seit langem für unseren Bahnhof interessiert und für ihn einsetzt, denn schließlich gab es in der CSU starke Kräfte, die für seinen Abriss waren. Und auch die UBG um Gemeinderat Richard Eck tritt schon seit Jahren für Zerstörung und Beseitigung ein. Deshalb zur Erinnerung:
Im März gab es die große Veranstaltung der Gautinger SPD im Bahnhof. Über 100 Besucher waren gekommen, um Ideen zu seinem Erhalt und seiner Nutzung zu hören und auch eigene Überlegungen und Vorschläge einzubringen. Gefordert hatte die Gautinger SPD:
Erhalt des über 100 Jahre alten Blickfangs im oberen Teil unserer Gemeinde und seine Nutzungsmöglichkeit auch für Vereine.
Kein weiterer Verkauf von kommunalem Grund. Abgabe nur noch in Erbpacht.
Die Bürgermeisterin spricht jetzt davon, dass sie persönlich unseren Bahnhof "keinesfalls verkaufen", sondern in Erbpacht abgeben würde. Das ist sehr zu begrüßen. Was die Nutzung angeht, da blieb sie jedoch reichlich verschwommen: Es gebe "eine Gruppe von Bürgern, die großes Interesse hat, den Bahnhof für Kulturveranstaltungen zu nutzen."
Frau Dr. Kössinger meinte hier die Gruppe "Bürgerbahnhof-Gauting" um Hans Wilhelm Knape, Sebastian Hofmüller, Karl Heinz Jobst und Christiane Lüst. Herr Knape ist der Bürgermeisterkandidat der GRÜNEN bei den Komunalwahlen im März nächsten Jahres und wird auch von der Gautinger SPD unterstützt. Er ist also der aussichtsreichste Konkurrent zu Frau Dr. Kössinger, so dass sie da nicht allzu genau werden wollte. Schließlich ist es Hans Wilhelm Knape, der sich seit vielen Jahren mit großem ehrenamtlichen Einsatz für Bürger*innen und Gemeinde einsetzt.
Die Gruppe "Bürgerbahnhof-Gauting" lädt alle Interessierten ein, mitzuwirken an einer guten, sinnvollen und für die Bürger*innen auch interessanten Nutzung unseres Bahnhofes. Weitere Informationen:
Der Architekten-Wettbewerb ist abgeschlossen. Die Architekten haben ihre Entwürfe zum Bahnhofsvorplatz, Postgelände und S-Bahnfahrer-Parkplatz abgeliefert. In der gestrigen Sitzung des Bauausschusses am 8. Oktober wurde der Entwurf des Gewinners vorgestellt.
Alle sechs Architekten treten für den Erhalt unseres historischen Bahnhofs ein!
Eine sehr gute Grundlage für weitere Überlegungen!
Überraschend war, dass der Siegerentwurf schon kein Hotel Simon mehr zeigte und auch nicht mehr die niedrigen Geschäftshäuser samt Arztpraxis nebendran. Ein großer, rechtwinkliger Bau, der den Bahnhofsplatz vergrößern würde, war stattdessen zu sehen.
Ungebrochen ist das Interesse am künftigen Bürgerbahnhof Gauting in Kombination mit Genossenschaftswohnungen auf dem geplanten gemeindlichen Parkdeck: Rund 50 Gautinger kamen in die alte Bahnhofs-Pizzeria, um sich das von Hans Wilhelm Knape und Christiane Lüst angeschobene Projekt zu informieren. Beide sitzen im Gemeinderat.
Martin Okrslar vom Vorstand der Maro-Genossenschaft aus Ohlstadt erläuterte anhand von verwirklichten Projekten die Ziele seiner Genossenschaft. Ihre Bauten hätten immer auch Gemeinschaftsräume, um den Zusammenhalt der Bewohner zu stärken, auch im Hinblick auf die gemeinsame Verwaltung des Gebäudes. 60 % der Genossenschaftswohnungen von Maro seien öffentlich, 40 % frei finanziert. Er nannte Beispiele, in denen eine alleinerziehende Mutter von zwei Kindern nur 5 Euro pro Quadratmeter an Miete zahle. Die Genossen hätten ein lebenslanges Wohnrecht.
Für den Bürgerbahnhof wird eine Kombination aus Café, Laden, Büro und Kiosk angestrebt, so dass Gauting ein attraktives und belebtes Empfangsgebäude bekommen würde. Bürger und Vereine sollen das Gebäude für soziale und kulturelle Veranstaltungen nutzen können.
Vollständiger Artikel: Cless-Wesle, Christine: Genossenschaftsidee findet Anklang. Info-Abend zu Bürgerbahnhof und Wohnen, Starnberger Merkur v. 17.7.2019
SPD-Informationsblatt an die Bürgerschaft: Verschwindet unser Bahnhof?
Bericherstattung der Zeitungen:
Cless-Wesle, Christine: "Gauting soll seine Seele Bahnhof retten. Verschwindet unser Bahnhof? Mit dieser Frage hatte der SPD-Ortsverein für Samstagnachmittag eingeladen. Trotz sonnigem Frühling drängten mehr als 100 Gautinger in die Bahnhofshalle. Etwa 100 Hände flogen bei der Abstimmung in die Höhe – mit klarem Votum für den Erhalt des historischen Kopfgebäude.", Starnberger Merkur v. 25.3.2019
Vollständiger Artikel: Cless-Wesle, Christine: Gauting soll seine Seele Bahnhof retten. StaM v. 25.3.2019
Marmer, Blanche: "Genossenschaft soll Bahnhof retten. 100 Bürger debattieren auf Einladung der SPD in der ehemaligen Schalterhalle über die Zukunft des mehr als einhundert Jahre alten Backsteingebäudes und erwägen einen Zusammenschluss.", Süddeutsche Zeitung v. 25.3.2019
Vollständiger Artikel: Marmer, Blanche: Genossenschaft soll Bahnhof retten, SZ v. 25.3.2019
In der Sitzung des Gemeinderats am 24. Januar wird über Zukunft des Gautinger Bahnhofs entschieden. Die Räte werden darüber abstimmen, ob der Bahnhof erhalten bleibt oder abgerissen und von einem Neubau ersetzt wird.
"Die SPD setzt sich seit Jahren vehement für die Erhaltung des Bahnhofs ein. Bereits im Jahr 2013 hat auch der SPD-Ortsverein einen Beschluss zum Erhalt des Bahnhofs gefasst. Unsere Position ist also heute aktueller denn je", erklärt die scheidende Fraktionssprecherin Julia Ney.
"Die Pläne für den Neubau auf dem Gelände der ehemaligen Grundschule ebenso wie der Aufsatz auf dem Kino-Gebäude zeigen uns, dass das Ortsbild aktuell von der manchmal übervollen Ausnutzung des Baurechts geprägt wird und nicht mehr von angepasster, ansprechender Architektur, die unserem Ort entspricht. Wenn wir nun auch noch den Bahnhof abreißen, werden wir Gauting in wenigen Jahren nicht wieder erkennen. Alle optischen Anker, die unser Ortsbild seit über einem Jahrhundert geprägt haben, werden dann verschwunden sein. Was bleibt, ist ein architektonischer Einheitsbrei aus der Retorte."
Nachtrag: Der Beschluss zum Abriss wurde lediglich ausgesetzt. Die CSU war gegen seine Aufhebung.