CSU und Grüne beschließen Erstellung eines Bebauungsplans für 1. Teil des großstädtischen Bauprojektes an der Ammerseestraße

21. März 2024

Was der Bauausschuss im Herbst noch abgelehnt hatte (STA-Merkur 14.9.2023), wurde nun von ihm beschlossen. Ein Bebauungsplan soll für den Nordteil des großstädtischen Bauprojektes auf dem AOA-Gelände an der Ammerseestraße erstellt werden. Grundlage hierfür ist die Planung des Eigentümers.

In den letzten Monaten war noch an Einzelheiten gearbeitet worden, so wird es weniger Parkplätze und dafür mehr Grünfläche geben. Vor dem Gebäude sollen Bäume dessen lange und bis zu 5 Geschosse hohe Front entlang der Ammerseestraße verbergen. Prof. Hebensperger-Hüther erläuterte das Vorhaben noch einmal. Ein Vertreter der Eigentümer lobte es als einen gelungenen Entwurf. Neben 90 Wohnungen sollen ein Supermarkt, ein Café und ein Kindergarten gebaut werden.

Debatte:

Britta Hundesrügge/FDP: Bleiben die Bäume entlang der Ammerseestraße erhalten?

Bauamt: Das sei vom Straßenbauamt abhängig, das mit der Überplanung der Ammerseestraße befasst sei.

Heinz Moser/Grüne: Die Durchführungsverträge zum Quartiersmanagement seien noch zu formalisieren, was noch nicht geschehen sei, da die anderen Baustufen erst später begonnen werden sollen.

Bauamt: In München werde zu so etwas ein städtebauliches Leitbild erarbeitet. In Gauting mache man es anders, denn ein Leitbild habe keinen Rechtscharakter.

Moser: Ein Leitbild sei aber öffentlichkeitswirksam.

Eva-Maria Klinger/CSU: Ganz herzlichen Dank. Wir sollten heute einsteigen. Änderungen seien weiterhin möglich. Und die Verträge würden zum Schluss als Satzung vereinbart. Es gehe um bezahlbaren Wohnraum. Alle sollten jetzt über den Stock springen.

Stephanie Pahl/MiFü: "Die Größe des Baukörpers ist viel zu groß, gerade im Bezug zu den nördlichen Nachbarn. Sämtliche Auslobungskriterien wurden hier über den Haufen geworfen, so könnte man fast sagen, diese Kriterien festzulegen, hätte man sich sparen können. Wir zerstören eine große Gewerbefläche im Ort und in unmittelbarer Nähe zur S- Bahn. Suchen nicht immer alle Gemeinderäte nach Gewerbeflächen? Durch die Ansiedlung eines weiteren Supermarkts ist das Quartier völlig überversorgt. Dem Gutachten stehen wir mehr als kritisch gegenüber. Ein reduzierter Stellplatzschlüssel ist im gesamten Patchway Plan einfach untragbar und eine Katastrophe für alle umliegenden Straßen. Die "sozial-ökologische Mustersiedlung" ist ein grüner Wunschanstrich, der jedoch nur ein hohes Baurecht ermöglicht. Der Verkehr auf der Ammerseestraße ist jetzt bereits enorm und mit der Fertigstellung von Handwerker Hof, Polizeirevier etc. ist das nicht mehr tragbar."

Stefan Berchtold/MfG-Piraten: Er habe Vertrauen in das Leitbild. Man sollte im Prozess jetzt weitergehen. Die Optik an der Straße sollte noch verbessert werden.

Franz Jaquet/CSU: Es sei ein langes Ringen gewesen, das jetzt zu einem Kompromiss gekommen sei. Er plädiere heftig dafür, dass jetzt zugestimmt werde.

Abstimmung:
dafür:
CSU: Egginger, Elsnitz, Jaquet, Klinger
FDP: Deschler (Leiter der Sitzung als Vertreter von Dr. Kössinger)
Grüne: Braun, Knape, Moser
MfG-Piraten: Berchtold
UBG: Eck

dagegen:
FDP: Hundesrügge
MiFü: Pahl
SPD: Meyer

Strittig war und ist die Größe des Bauvorhabens mit seiner zusätzlichen Belastung von Gautings sozialer Infrastruktur (Horte, Schulen, Straßen ...) und vor allem mit der großen Belastung auch für die Nachbarn. Die Nachbarn hatten sich wiederholt an CSU-Bürgermeisterin Dr. Kössinger und den Gemeinderat gewandt und schwerwiegende Einwände gegen dieses Vorhaben in seiner jetzigen Größe erhoben. Sie wurden überhört.

Es kam zu heftigen Debatten, wie viele Bewohner dort einmal einziehen werden. Von ihrer Anzahl hängt es ab, wie viele Autos dort ebenfalls einziehen oder auch auf der Straße stehen werden. Die Anzahl der Bewohner wurde zum Politikum:

Dr. Kössingers Verkehrsplaner ging von 700-750 Bewohnern aus. Sie selbst nannte 700 Bewohner. Als zunehmend klar wurde, was ein Zuzug in dieser Größenordnung für Gauting bedeutet, wurde nur 4 Monate später vom Architekten des Projektes, Prof. Hebensperger-Hüther erfinderisch neu gerechnet. Er ließ einfach die Kinder weg und behauptete, dass in den 70 Wohnungen mit jeweils 66 qm im Nordteil jeweils nur 1 Person wohnen werde. Sein Rechenergebnis: 535 Bewohner. (9.11.2021) Der Verkehrsplaner wiederum machte diese Zahl zum Ausgangspunkt für seine Berechnung des zusätzlichen Verkehrs. Was von diesen politisch motivierten Berechnungen zu halten ist, liegt auf der Hand.

Im Herbst 2023 erklärte Prof. Hebensperger-Hüther, dass es nicht 70, sondern 90 Wohnungen im Nordteil werden. Damit umfasst das gesamte Bauprojekt nun 310 Wohnungen. Mehr Wohnungen = mehr Autos = mehr Verkehr. Das Verkehrsgutachten müsste eigentlich auf Basis einer realistischen Bewohnerzahl völlig überarbeitet werden. Und es müssten erstmalig auch die Auswirkungen auf die beiden Kreuzungen am Kriegerdenkmal und am Hauptplatz untersucht werden. Ursprünglich ging der Gutachter davon aus, dass sich auf der Ammerseestraße der Verkehr zusammen mit dem der 3 neuen Gewerbegebiete auf 14.700 Fahrzeuge/Tag verdoppeln wird. (Irreführung 7.4.2022)

Gauting wird nun den Zuzug von bis zu 800 Bewohnern verkraften müssen. Allein die Schulen müssen entsprechend erweitert werden, denn Realschule und Gymnasium klagen schon heute über fehlende Unterrichtsräume.

Die Gewerbefläche aufzugeben, ist ein Verlust. Die Wohnungen sind ein Gewinn, aber in dieser hohen Anzahl und dem großen Zuzug, der mit ihnen verbunden ist, überfordern sie Gauting. Grüne/FDP/MfG-Piraten/MiFü/SPD hatten sie vor der Gemeinderatswahl 2020 beschränken wollen. Als Obergrenze waren 180 Wohnungen im Gespräch. Nach der Wahl haben es sich die Grünen anders überlegt und jetzt mit der CSU den ersten Teil mit seinen 90 der 310 Wohnungen beschlossen. Das Projekt ist für Gauting eine Nummer zu groß. Es passt zu München, aber nicht zu Gauting.

Es ist ein typisches Projekt der Politik unserer Tage. Man will ein Problem - zu wenig Wohnungen - lösen und verursacht damit gleich die nächsten Probleme: überforderte Schulen und ein überfordertes Straßennetz. Millionenausgaben für den Ausbau werden nötig, die Gauting aber nicht hat. Kein Wunder, dass die Bevölkerung zunehmend einer solchen Politik überdrüssig wird, die das Land von einer Krise in die nächste stolpern lässt. Viele wenden sich inzwischen aus Protest der AfD zu. Was sich im Großen mit fehlenden Erzieherinnen und Pflegekräften, Verödung ganzer Landstriche und Überlastung der Ballungsgebiete, der Klimakrise und den leeren öffentlichen Kassen abspielt, kann nun in Gauting in Form der Überforderung seiner Infrastruktur besichtigt werden.

CSU-Gemeinderat Platzer meinte, dass es schon deswegen nicht 800 Neubürger werden, da es auch Umzügen innerhalb Gautings in das neue Viertel geben werde. Nur, wo jemand auszieht, zieht auch wieder jemand ein. Man kann die Berechnung des Zuzuges manipulieren und so die Öffentlichkeit täuschen, aber nicht die Realität, die auf Gauting zukommt. CSU und Grüne haben ihr Projekt nicht zu Ende gedacht.

Für Fragen, Hinweise und Meinungen Ihre E-Mail an: info@spd-gauting.de

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