Jetzt kommt die großflächige Bauverdichtung. Was sind die Folgen?

15. Oktober 2020

Jetzt geht es in Gauting nicht mehr um punktuelle Bauverdichtungen. Jetzt geht es um die Genehmigung großflächiger Verdichtungen. Und der Bauausschuss stimmte dem mehrheitlich zu.

Im Bauausschuss wurde über einen Bebauungsplan entlang der Hangstraße beraten. Heute stehen dort 12 Häuser. 19 Wohneinheiten sind erlaubt. Aus ihnen können nun 31 gemacht werden, 60 % mehr.

In der gleichen Sitzung wurde der Neubau unten an der Bahnhofstraße anstelle des Bergmoser Hauses gegenüber dem Rathaus genehmigt. 17 Wohneinheiten sollen gebaut werden.

Vor kurzem wurde ein neuer Bebauungsplan an der Duschl- und Ringstraße in Königswiesen verabschiedet mit ebefalls 50 % mehr Baurecht, d.h. 9 zusätzliche Häuser. Hier

Was sind die Folgen für Gauting?

Der "Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München" legte den Entwurf zum Bebauungsplan an der Hangstraße vor. Er hatte auch schon die Planung zu Duschl- / Ringstraße in Königswiesen gemacht. Und wieder schlug der Verband ein Rastermaß 400 qm je Grundstück vor. Das fügt sich in die Planungen von CSU-Staatsregierung und München, den Wohnungsbau in den Umlandgemeinden um jeden Preis zu beschleunigen. Man will Münchens massive Wohnungsprobleme lösen. München hat sie wegen seiner ungebremsten Gewerbeansiedlung. Nur, was hat Gauting davon?

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Heute - Künftig

Diese Vergößerung des Wohnbaurechts wurde damit begründet, dass das Landratsamt den alten Bebauungsplan für ungültig erklärt habe. Um ein letztlich dreireihiges Bauen zu verhindern, sei diese Erweiterung nötig. Der Plan würde nur heutiges Baurecht in eine neue Form bringen. Ein Nachweis wurde nicht erbracht. Alternativen wurden nicht angeführt. Und plausibel klingt es nicht, denn die erneute Verwendung einer einheitlichen Grundstücksgröße von 400 qm verweist eher auf externe Vorgaben, weil die Örtlichkeiten an der Hangstraße nicht identisch zu denen an der Duschl-Straße sind.

Auf jedem Grundstück gibt es nun ein Baurecht für 2 Wohneinheiten, jede 150 qm groß. D.h. man kann davon ausgehen, dass es Doppelhaushälften werden, jede für mehr als 1 Mio. Euro auf winzigem 200 qm Grund zu kaufen. Hier wurde zusätzliches Wohnbaurecht vergeben, dass die heutigen Grundstücksbesitzer wohlhabend macht, die Gemeinde aber arm, denn sie bleibt auf den Investitionen für zusätzliche Kinderbetreuungseinrichtungen sitzen.

Es ist mit weiteren 20 Autos zu rechnen. Die Verkehrsbelastung auf der Hangstraße wird weiter zunehmen. Die Gefahr besteht, dass man eines Tages den Verkehr über das Grubmühler Feld auf die Münchner Straße ableiten will. Unser wichtiges Naherholungsgebiet wäre dann zerstört.

  • Eberhard Brucker/SPD sprach die zunehmende Beschleunigung bei der Verdichtung der Bebauung an. Ging es bislang um einzelne Bauprojekte, so geht es jetzt um großflächige Verdichtungen. Er verwies auf die Folgekosten für die Gemeinde. Wenn an der Hangstraße 12 Wohneinheiten zusätzlich gebaut werden dürfen, dann entspricht das etwa 40 zusätzlichen Bürgern, von denen 20 Kinder im Vorschulalter sein können. Also eine Kita-Gruppe. Die Investition für eine Gruppe liegt bei 1,1 Mio. Euro.

Dem hielt CSU-Bürgermeisterin Dr. Kössinger ihre Freude am Lachen der Kinder entgegen. Eva-Maria Klinger/CSU-Fraktionssprecherin fügte hinzu, sie würde sich über jedes Kind in Gauting freuen. Diese Freude teilen wir sicher alle. Nur diese Freude hilft weder den Kindern noch den Eltern und auch nicht der Gemeinde. Denn seit Jahren stehen jedes Jahr bis zu 150 Kinder ohne Platz in Krippe, KiGa oder Hort da. Trotz Rechtsanspruch auf einen Platz müssen berufstätige Eltern selber sehen, wie sie klarkommen.

In der Debatte wurde auch die Meinung vertreten, dass Gauting eine Durchmischung der Bewohner brauche. Die Gefahr einer Vergreisung besteht aber nicht, da jedes Jahr zwischen 1.500 und 1.800 Bewohner wegziehen und umgehend durch zuziehende Bürger ersetzt werden.

  • Eberhard Brucker fragte bei den beantragten Bauvorhaben immer wieder nach der Anzahl der Wohneinheiten. Ihm ging es um Transparenz. So wurden erstmalig die 17 Wohneinheiten an der Bahnhofstraße bekannt. Eva-Maria Klingers Beitrag zu diesem großen Problem beschränkte sich auf die Anmerkung: "Ich kann das Wort Wohneinheit nicht mehr hören."

  • Die Finanzen der Gemeinde sind bereits heute sehr angespannt. Die Verdichtungen erfordern für ihre zusätzlichen Bürgern weitere Investitionen in vielfacher Millionenhöhe in die Kinderbetreuung. Die Gemeinde schafft es aber bereits heute nicht, ihre gesetzlichen Verpflichtung zu erfüllen.

  • Die Gesetzgebung macht es der Gemeinde schwer, diese Entwicklung abzuwehren. Sie läßt es zu, dass die Gemeinde in eine unlösbare finanzielle Lage gerät. Eine im Grunde unverantwortliche Politik!

  • Von der Gautinger CSU würde man erwarten, dass sie sich gegen diese unselige Entwicklung öffentlich äußert und auf ihre Parteivorstände Einfluss zu nehmen versucht. Jetzt seine Freude über die Kindern zu bekunden, ist zwar schön, hilft den 145 Kindern und ihren Eltern, die dieses Jahr vom Rathaus weggeschickt wurden, aber nicht weiter.

Eberhard Brucker stimmte gegen diese Verdichtungsvorhaben.

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