Gestern beauftragte der Gemeinderat die Verwaltung, ein 3. Gewerbegebiet am Flughafen auszuarbeiten. Eine große Koalition, unter ihnen die Grünen, stimmte dafür. Einzig die SPD war dagegen.
Ob die neuen Gewerbeflächen bei Penny und Asklepios und die nicht voll genutzten Flächen am Flughafen für zusätzliche Gewerbesteuereinnahmen für Gauting ausreichen würden, wurde nicht erörtert.
Die CSU ist in Rechtfertigungsnöten, was ihre gescheiterte Planung im Unterbrunner Holz mit Kosten von mindestens einer dreiviertel Mio. Euro angeht.
Landrat Frey erläuterte zunächst die Pläne zu einem neuen Gewerbegebiet beim Flughafen auf bis zu 15 Hektar. Die Interessen der Gemeinden Gauting, Gilching und Weßling sowie die des Flughafeneigentümers seien in einem guten Kompromiss zusammengeführt worden. Landschafts- und Wasserschutzgebiet sowie der Bannwald werden nicht berührt.
Wirtschaftsförderer Christoph Winkelkötter ergänzte dessen Vortrag. Er sprach von Firmen, die neue Standorte suchten. Und die Firmen kämen aus der näheren Umgebung, so dass die Mitarbeiter nicht umziehen müssten. Auch Gautinger Firmen wollten sich dringend vergrößern. Hier
Östlich von Landebahn und heutigem Gewerbe wird auf dem angrenzenden Gelände (rechte blaue Markierung) statt Feld und Wald ein bis zu 15 Hektar großes Gewerbegebiet entstehen.
Stephanie Pahl/MiFü kritisierte heftig, dass die Verwaltung heimlich seit 1 Jahr an einer neuen Planung arbeite, ohne den Gemeinderat zu informieren. Axel Höpner/MfG-Piraten wunderte sich, dass zuerst die Presse und dann der Gemeinderat informiert wurde. Und Markus Deschler/FDP meinte: Das müsse ein Ausnahmefall bleiben.
Deschler, Eva-Maria Klinger/CSU und Jens Rindermann/Grüne begrüßten die neue Planung.
Eberhard Brucker/SPD: Es gehe aber auch bei der neuen Planung wieder um die Größenordnung. Wenn in der alten Planung auf bebauten 20 Hektar bis zu 5.000 Beschäftigte arbeiten sollten, dann werden es auf den vorgesehenen 15 Hektar bis zu 3.500 sein. Zusammen mit ihren Familienangehörigen gehe es um 10.000 Menschen. Aus vielen Studien wisse man, dass im Laufe der Zeit viele von ihnen in der neuen Arbeitsumgebung wohnen wollen. Sollten es nur 20 % von ihnen sein, dann wären das 2.000 Personen. Wo sollen für sie Wohnungen gebaut werden? Der Siedlungsdruck, der von ihnen ausgehe, wäre erheblich. In den beiden Vorträgen sei es nur um Gewerbesteuer gegangen. Über Verkehr und Wohnen fiel kein Wort, was die sehr eingeschränkte Sicht auf dieses Projekt deutlich mache.
Landrat Frey räumte ein, dass es Auswirkungen auf die Infrastruktur mit Wohnen, Kindergärten und Straßen geben werde. Es liege nun an Gauting selbst, über einen Bebauungsplan festzulegen, wie groß das Gewerbegebiet werden solle und damit welche Auswirkungen es haben werde.
Dr. Jürgen Sklarek/MiFü trat ebenfalls für die neue Planung ein. Er fragte aber auch, warum man nicht schon vor Jahren diese neue Planung verfolgt habe. Der Widerstand der Nachbargemeinden sei doch zu groß gewesen.
CSU-Bürgermeisterin Dr. Kössinger verteidigte ihr langes Festhalten an der Planung im Unterbrunner Holz damit, dass man dazu den Eigentümer des Flugphafengeländes gebraucht habe. Der vorherige Eigentümer Airbus habe kein Interesse gehabt. Und es hätte auch erst der Bau der Straße von Gilching nach "Unterbrunn 14" am oberen Ende des neuen Planungsgebietes durchgesetzt werden müssen, um die Gewerbeflächen östlich der Startbahn erschließen zu können. --- Das Baurecht für die Straße gibt es seit 2004. Der Eigentümer braucht selber diese Straße, um seine östlich der Startbahn gelegenen Gewerbeflächen erschließen zu können. Und der Bau dieser Straße war schon im Februar 2018 beschlossene Sache. StaM 22.2.2018
Brucker hielt dem entgegen, dass der Eigentümerwechsel bereits vor 5 Jahren stattgefunden habe. Deshalb hatte die SPD auch schon 2016 beantragt, mit dem neuen Eigentümer Gespräche aufzunehmen, um zu prüfen, welche Absichten er im einzelnen habe. Schießlich hatte er das Gelände mit der erklärten Absicht gekauft, auf ihm Gewerbe anzusiedeln. Aber Dr. Kössinger lehnte damals ab und ließ sich von der SZ mit den Worten zitieren: "Das tangiert uns nicht." Hier Hätte Dr. Kössinger vor Jahren die Planung abgebrochen, dann hätte die Gemeinde Hunderttausende gespart. Es sei immerhin erfreulich, dass man jetzt nach 6 Jahren planen und Kosten von mindestens einer dreiviertel Million Euro die gescheiterte Planung aufgebe.
Dr. Kössinger widersprach den genannten Kosten.
Brucker rechnete ihr vor, dass sie bis 2020 weit über 400.000 Euro an Beraterkosten ausgegeben habe. Hinzu kämen die internen Planungskosten der Rathausmitarbeiter. In 6 Jahren Planung könne man davon ausgehen, das jedes Jahr mindestens 50.000 Euro hierfür angefallen seien. Zeitlich gesehen entspreche das 0,5 bis 0,7 Mitarbeitern, die jedes Jahr für dieses Projekt gearbeitet hätten. Das sei eine sehr niedrige Annahme angesichts der Größe dieses Projektes. Dem widersprach Dr. Kössinger nicht.
Winkelkötter widersprach der Anzahl an Beschäftigten. Das wären dann vor allem Büroarbeitsplätze. Er gehe aber auch von Produktion aus.
Brucker verwies ihn darauf, dass die Zahl von 5.000 Beschäftigten nicht von ihm stamme. Die Zahl stamme von Dr. Kössinger. Hier Und da das Gewerbegebiet in der neuen Planung nur etwas verschoben sei, wäre bei dreiviertel der Fläche eben auch von dreiviertel der Beschäftigten auszugehen und das seien 3.500.
Wenn Winkelkötter davon spreche, dass für Gautinger Firmen neue Flächen am Flughafen zur Verfügung gestellt werden müssten, damit sie nicht abwanderten, dann sei daran erinnert, dass gerade bei Asklepios ein 9 Hektar großes Gewerbegebiet für sie geschaffen werde. So viele Firmen gebe es nicht in Gauting, dass sie beide Flächen belegen könnten. Und eine Firma könne schlecht die Begründung für gleich 2 Gewerbegebiete hergeben.
Und wenn er meine, dass nur die Betriebe, aber nicht die Mitarbeiter umzögen, dann sei das nicht zu Ende gedacht. Der umziehende Betrieb hinterlasse am alten Standort leere Betriebsräume, in die der nächste Betrieb einziehe. Die Anzahl der Beschäftigten in unserer Umgebung steige und damit die Belastung der ganzen Infrastruktur. --- Die SPD hat schon mehrmals auf diesen Gedankenfehler hingewiesen. Hier
Michael Vilgertshofer/CSU erinnerte daran, daß der Beschluss, die Planung im Unterbrunner Holz anzugehen, nahezu einstimmig im Gemeinderat erfolgt sei.
Brucker ergänzte seine Erinnerung: Die SPD sei schon 2016 von dieser Planung abgerückt und habe zu Gesprächen mit den neuen Flughafeneigentümern aufgefordert. Hier Auch bei den Grünen seien Bedenken aufgekommen. Man könne also nicht davon sprechen, dass über all die Jahre eine große Einigkeit zu dieser Planung gegeben war.
Dr. Kössinger: Rechtlich hätten alle zugestimmt, aber der Druck wurde zu groß und jahrelange Klagen wollte man auch nicht. Deshalb habe man die Planung im Unterbrunner Holz abgebrochen. --- Dem ist nicht so: Die untere Naturschutzbehörde und der Kreistag hatten (noch) nicht der Herausnahme aus dem Landschaftsschutzgebiet zugestimmt.
Landrat Frey: "Eine solche Planung kann man nicht solitär nur von einer Gemeinde aus denken."
Die Diskussion zeigt, wie widersprüchlich die Befürworter auftreten. Wer was wann gemacht hat, ist dem raschen Vergessen ausgesetzt. Dass die CSU-Politik der Gemeinde einen große finanziellen Schaden zugefügt hat, wird verdrängt. Die Verantwortung will niemand von den Befürwortern übernehmen.
Die beiden MfG-Piraten aus Unterbrunn haben mitgeholfen, dass Unterbrunn nun zwischen 2 Gewerbegebieten zu liegen kommen wird. Dass der Verkehr Unterbrunn gut tun wird, kann man sich nicht vorstellen.
Die Grünen haben erneut für den Bau eines Gewerbegebietes in Feld, Wald und Wiese gestimmt, beim Penny-Kreisel, bei Asklepios und nun beim Flughafen auf insgesamt bis zu 26 Hektar. Warum die kaum genutzten 7 Hektar in "Unterbrunn 14" und die genehmigten und noch nicht gebauten 200.000 m² Geschossfläche östlich der Startbahn zusammen mit den Flächen bei Penny und Asklepios für Gauting nicht ausreichen, wird von ihnen nicht erläutert. Theoretisch sind die Grünen immer gegen den Flächenfraß. Wenn es aber zur Abstimmung kommt, dann stimmen auch sie für die Versiegelung, diesmal gleich von 26 Hektar Landschaft.
Abstimmung:
dafür:
CSU: Ebner, Egginger, Elsnitz, Jaquet, Klinger, Körner, B. Kössinger, Dr. Kössinger, Platzer, Vilgertshofer
FDP: Deschler
Grüne: Derksen, Franke, Dr. Ilg, Knape, Moser, Nothaft, Rindermann
MfG-Piraten: Berchtold, Höpner
MiFü: Pahl, Dr. Sklarek
UBG: Eck, Platzer
dagegen:
SPD: Brucker
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